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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Schön, dass die verdienstvolle Orfeo-Portraitreihe „Große Sänger des Jahrhunderts“, noch einmal an George London (1920-85) erinnert. Dem russischstämmigen kanadischen Bassbariton mit amerikanischem Pass, der vor allem in Europa mit Schwerpunkt Wien und Bayreuth Karriere gemacht hat, war als aktivem Sänger leider nur eine relativ kurze Zeitspanne vom Ende der Vierziger- bis zu einer verpfuschten Stimmbandoperation Mitte der Sechzigerjahre beschieden. Doch in dieser goldenen Blütezeit begeisterte er nicht nur mit seiner vollen, runden, charakter- wie temperamentvollen Stimme, sondern auch mit seinem hochgewachsen guten Aussehen und seinem sportlich-packenden, eben modernen Spiel.
Selbst auf den Audiomoment beschränkt fasziniert diese knorrige, doch stets weiche Stimme bis heute. Neben den vielen Studioeinspielungen Londons (etwa dem Wotan im legendären Solti-„Rheingold“ oder der bahnbrechenden Sony-Sammlung „Of Gods and Demons“) bietet das vorliegende Album Ausschnitte aus den Archiven des Bayerischen Rundfunks, die den jungen Sänger zwischen 1953 und 1956 festhalten. Ob als elegant französischer Dapertutto in Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“, als Borodins würdevoll-melancholischer Fürst Igor, als Verdis wütender Amonasro oder als Wotan jeweils an der Seite Astrid Varnays, dirigentisch unterstützt von deren Mann Hermann Weigert, oder als kühl-dandyhafter Eugen Onegin, ist das feinstes gestisches Vokalisieren – die jeweiligen Figuren werden sofort plastisch und nacherlebbar. Ganz besonders in Wotans Abschied, den hier der 33-Jährige in väterlicher Abgeklärtheit gestaltet – umso trauriger, dass George London dies schon für Solti nicht mehr wiederholen konnte.

Matthias Siehler, 12.11.2022


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