Klangkörper wie Philippe Herreweghes Orchestre des Champs-Élysées oder Les Siècles von Franҫois-Xavier Roth haben ja längst bewiesen, dass auch die modernere Originalklangpflege äußerst kulinarisch gehaltvolle Interpretationen hervorbringen kann. Und genau dieses Kunststück ist nun mit dem Collegium 1704 einem Team gleichermaßen geglückt, das sich bisher der Barockmusik von Bach bis Zelenka verschrieben hat. Aber nun hat man sich Bedřich Smetanas musikalisches Nationalheiligtum „Má vlast“ vorgenommen. Das Ergebnis ist einfach in allen Belangen mitreißend, denn historisch-museal klingt hier so gar nichts. Alles besitzt trotz der strikt durchgezogenen Transparenz eine anspringende Klangfülle. Der tänzerische Impetus erreicht bisweilen die Energie eines „Slawischen Tanzes“ des Kollegen Antonín Dvořák. Wobei Dirigent Václav Luks auch hier darauf achtet, dass nichts ins folkloristisch Fassadenhafte und damit Banale abrutscht. Tatsächlich lenkt Luks immer auch den Blick bzw. das Ohr auf den formalen Reichtum dieses bekannten und zugleich eben auch kompositionstechnisch anspruchsvollen Orchesterklassikers. Auch, dass man stolz auf seine Geschichte und seine musikalischen Heiligen sein kann, ohne allzu sehr im übertriebenen Pathos zu schwelgen, zeigt dieser Live-Mitschnitt vom Prager Frühling 2021.
Guido Fischer, 26.11.2022
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