Im Unterschied zu seinem elf Jahre jüngeren finnischen Kollegen Klaus Mäkelä, der all seine bisher gewonnene Sibelius-Erkenntnis in eine fertige Box packte, lässt sich der 37-jährige Santtu-Matias Rouvali mit seiner Einspielung aller Sibelius-Sinfonien, in Einzelalben, ergänzt um eine sinfonische Dichtung, mehr Zeit. Nach zwei ersten, vielfach preisausgezeichneten Folgen mit der 2. und der 1. Sinfonie folgen nun die Nr. 3 und 5; dazu gibt es die fein aufgefächerte, folklorefarbige Instrumentaldichtung „Pohjolas Tochter“, deren Inhalt einmal mehr dem Kalevala-Epos entnommen wurde. Wohl coronabedingt wurde das über drei Jahre hinweg aufgenommen. Doch – so wie Mäkelä mit seinen Norwegern, so steht auch Rouvali nicht vor einem finnischem, sondern einem schwedischen Orchester – die sensibel abgestimmten, im Dunkel wie im Licht, in der Klangballung wie im zarten Schmelz überzeugenden Sinfoniker aus Göteborg lassen sich solches nicht anhören. Gerade für die dichte, naturdurchströmte, waldwehende, wasserwellende 3. Sinfonie klingt das in seinem getragenen, doch nie schwerfälligen, vorsichtig heiteren Duktus ungemein überzeugend. Rouvali arbeitet plastisch und griffig Sibelius hier klassische Ökonomie heraus, während die impressionistische 5. Sinfonie weiterräumiger schweifen darf. Deutlich wird eine gewisse Streicherdominanz, Holz und Blech scheinen so aus ewiger, mythischer Ferne zu tönen. Die Hörner, die im dritten Satz die berühmte Schwanenhymne ertönen lassen, treten freilich deutlich hervor. Meisterhaft ist der Umgang mit den scheinbar lässigen Tempi, die dieser Einspielung eine der wichtigsten Sibelius-Eigenschaften bewahren: das organische Atmen.

Matthias Siehler, 03.12.2022

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