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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„Utopia – Dialogues In Jazz With My Grandparents“, Vol. 1

Bernd Konrad, IIja Ruf

GP Arts/Galileo ARTS010
(63 Min., 11/2021 & 10/2022)

Bernd Konrad (1947) könnte der Großvater von Ilja Ruf (2001) sein. Ist er aber nicht. Zumindest nicht leiblich. Wohl aber verbindet die beiden eine Spielauffassung, in der „free“ und „harmonisch“ kein Gegensatzpaar bilden, sondern sich in einem Improvisationskonzept wunderbar vereinen, das Aufmerksamkeit und Sorgfalt prägen. Die beiden spielen nicht einfach nebeneinander her. Sie kommunizieren, sie reagieren, sie führen Ton-Zwiegespräche in einem Idiom, das sie so souverän und selbstverständlich beherrschen, wie andere mit ihrer wortgebundenen Muttersprache parlieren. Dabei streut Konrad einige in der Free-Phase entwickelte Techniken ins Spiel, darunter superknappe, explosive Stöße ins Saxofon oder raue und schillernde Überblastechniken, während Ruf gelegentlich die Saiten abdämpft, zupft und zu Flageoletts anreißt, meist aber als absoluter Virtuose des traditionellen Wohlklangs brilliert.
Folgen die Stücke einem Programm? Könnte sein, dass die zwei die aktuelle Weltlage reflektieren, ohne sie explizit politisch zu kommentieren. In „Quo vadis“ geht es bis auf einen hektischen Stimmeinsatz Konrads recht konfliktfrei zu. „Ein Wintermärchen / A Winter’s Fairytale“ spiegelt den Wandel von flirrend kalten, abgedämpften Klängen zu einem kraftvollen Groove. Im Klaviersolo „Konferenz / Conference“ verwandeln sich zaghafte Töne in massive Klangwolken, die in einer dünnen Melodie münden. Zusammen mit den nächsten Stücken „Entzünden / Ignite“, „Flucht / Escape“, dem schrillen Saxofonsolo „Hymnus Ukraine“ und dem Klaviersolo „Aus der Luft / From The Air“ entsteht ein Zyklus, der einerseits wie eine sensibel ausgestaltete Reflexion über Bedrohung, Entkommen, fallende Bomben und Zerstörung wirkt. Andererseits dominiert im intensiven gestalterischen Dialog die musikalische Verbundenheit. Sie tragen die dargestellten Konflikte nicht gegeneinander aus, sondern finden dafür eine gemeinsame, differenzierte Tonsprache. Dieser trotz aller Widrigkeiten positiven Grundhaltung entspricht, dass in „Utopia“ aus einem dunklen Flügelnebel und Nachwehen der aggressiven Momente die Erinnerung an die offene Einleitung „Quo vadis“ zurückkommt.

Werner Stiefele, 17.12.2022


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