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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Bernd Alois Zimmermann

Recomposed (Originalkompositionen und Bearbeitungen für Orchester)

Sarah Wegener, Marcus Weiss, Ueli Wiget, WDR Sinfonieorchester Köln, Heinz Holliger

Wergo/Naxos WER73872
(199 Min., 2000-2018) 3 CDs

Wer sich in den musikideologisch beinharten Nachkriegsjahren nicht an die kompositorischen Spielregeln von Stockhausen, Boulez & Co. hielt, der war schnell raus. Das bekam nicht nur Hans Werner Henze zu spüren, der daher irgendwann die Sachen packte und nach Italien floh. Auch der Rheinländer Bernd Alois Zimmermann wurde von seinen Kollegen gerne und oft etwa als „Gebrauchsmusiker“ verspottet. Schuldig gemacht hatte sich Zimmermann nämlich mit einer tabulosen musikalischen Offenheit. Jazz und Blues, Barock-Infusionen und bunte Folklore – dieser Stil-Pluralismus sollte sich in solchen großen Werken wie in Zimmermanns „Requiem für einen jungen Dichter“ niederschlagen. Seine Wurzeln hatte er aber in den 1950er Jahren, als Zimmermann seinen Lebensunterhalt mit Bearbeitungen von Stücken aus verschiedenen Genres für diverse Kölner, u.a. beim WDR aktive Unterhaltungsorchester verdiente. Dazu gehörte etwa genauso eine Smetana-Polka wie ein Bolero von Alfredo Casella. Lateinamerikanisch auch mit Bongos und Maracas geht es bei bolivianischen Tänzen zu, die ursprünglich vom Komponisten und Archäologen Hans Helfritz stammten. Und wenn Zimmermann zudem nicht gerade Stücke von Franz Liszt, Zoltán Kodály oder des badischen Hopfkapellmeisters Johann Caspar Ferdinand Fischer für kleines oder großes Ensemble einrichtete, schrieb der bei Köln geborene Zimmermann gar selber herrlich schräg-schöne, fast kageleske „Rheinische Kirmestänze“. Diese „leichte“ Seite Zimmermanns, die übrigens auch der Schrammel-Fan Schönberg und der studentische Jazz-Pianist Stockhausen hatten, findet sich in der 3 CD-Box „Recomposed“. Und die meisten dieser Stücke sind tatsächlich (unterhaltsame, gehaltvolle und verblüffende) Weltersteinspielungen! Zusammen mit den Gastsolisten Sarah Wegener (Sopran), Marcus Weiss (Saxofon) und Ueli Wiget (Klavier) würdigen Dirigent Heinz Holliger und das WDR Sinfonieorchester Köln aber nicht nur die Brot- und Butter-Kompositionen Zimmermanns. Mit Werken wie „Alagaona“ und der einsätzigen „Sinfonie“ präsentiert man Werke, die unter anderen Vorzeichen ebenfalls von Zimmermanns musikalischer Vielsprachigkeit erzählen.

Guido Fischer, 31.12.2022


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