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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Rihm

Jagden und Formen

Ensemble Modern, Sir George Benjamin

Ensemble Modern Medien/hm-Bertus EMCD 051
(57 Min., 9/2020)

Die Musik war für ihn schon immer eine Art zuckender, nach allen Seiten hin ausschlagender Körper. Und so versuchte Wolfgang Rihm erst gar nicht, dieses tönende Wesen mit irgendwelchen Schablonen zu bändigen, die in der zeitgenössischen Musikszene zum fortschrittlichen Klang gehörten. Dabei entwickelte sich oftmals ein Werk zu einem Work in progress, das auch erst viele Jahre nach dem vermeintlich letzten Federstrich neu zu atmen begann. Wie im Fall seinen Orchesterstücks „Jagden und Formen“, dessen Ur-Form bis ins Jahr 1996 zurückgeht. Damals hieß es „Gejagte Form“ und dauerte gerade mal 15 Minuten. 1997 verwandelte es sich dann in „Verborgene Formen“ und ein Jahr später in „Gedrängte Form“. Und nachdem 2001 schließlich eine weitergedachte Überarbeitung mit dem finalen Titel „Jagden und Formen“ erschien, setzte sich Rihm 2008 noch einmal ran – anlässlich einer Choreografie von Sasha Waltz. „Zustand 2008“ lautet denn auch der Untertitel der damals vom Frankfurter Ensemble Modern uraufgeführten Partitur. Und nachdem dieses Spitzenensemble bereits 2001 (damals noch bei der Deutschen Grammophon) die vorausgegangene Fassung aufgenommen hatte, liegt jetzt der Live-Mitschnitt der (wohl) finalen Version vor.
Am Pult beim Konzert in der Berliner Philharmonie stand Rihms englischer Komponistenkollege Sir George Benjamin. Der löste mit einem kurzen, knackigen Klatschen in die Hände eine Musik im Dauererregungszustand aus. Mit geradezu wie gehetzt wirkender Rasanz ziehen und stoßen sich einzelne Orchestergruppen an und ab. Wilde Haken werden da geschlagen. Und in dem von Benjamin besonders fokussierten kammermusikalischen Gewebe meint man Spuren jener karg ausgekleideten Poesie zu entdecken, wie sie in den Fünfziger-Jahre-Werken von Rihms Weggefährten Stockhausen und Boulez zu finden ist. Zu Beginn des Jahres feierte Rihm seinen 70. Geburtstag. Jetzt schenkt ihm das Ensemble Modern zum Ausklang diese tolle Aufnahme.

Reinhard Lemelle, 07.01.2023


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