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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven, Franz Schubert

„An die ferne Geliebte“, „Schwanengesang“

Mark Padmore, Mitsuko Uchida

Decca/Universal 4853577
(71 Min., 5/2022)

Gelegentlich präsentiert sich Mitsuko Uchida als Liedbegleiterin, in der Vergangenheit hat sie Franz Schuberts „Die schöne Müllerin“ mit Ian Bostridge eingespielt. Nun ist sie erstmals auf einem Album an der Seite des englischen Tenors Mark Padmore zu hören, Schuberts „Schwanengesang“ und Beethovens „An die ferne Geliebte“ gelangten zur Aufnahme.
Uchida ist mit all ihrer Sensitivität, die sie auch als Klaviersolistin seit je her an den Tag legt, ohne Zweifel eine hochexpressive Interpretin von Schuberts Klavierbegleitungen. Man liebt sogleich ihre Vorspiele, ihre Zwischenspiele und Zwischentakte, etwa im berühmten „Ständchen“ aus dem „Schwanengesang“. Ihr Zusammenwirken allerdings mit dem oft extravagant agierenden Padmore vermag nicht so eindeutig zu überzeugen: Im genannten Lied etwa ist sie mit ihrer simplen, einer gezupften Gitarre nachempfundenen Begleitung immer perfekt mit Padmore beieinander. Weil der aber sich in jeder Phrase uneingeschränkt metrische Freiheiten erlaubt, evozieren die Staccato-Achtel zwangsläufig den Eindruck von Herzrhythmusstörungen.
Bei aller Aufgeschlossenheit für eine postmortale Überhöhung des Giganten Franz Schubert: Das ist Over-Acting, hier strebt die Interpretation über die Substanz eines solchen Liedes hinaus. Verstärkt wird der Eindruck durch Padmores leicht angespannte Stimmgebung, die sich vor allem in den Vokalfarben niederschlägt: Seine A-Vokale sind, ebenso wie viele E-/Ä-Laute stets etwas zu hell. Zusammen mit einer immer wieder etwas bemühten Art der Diktion – man höre nur im Lied „Aufenthalt“ die tief liegende Passage „Und wie des Felsen uraltes Erz …“ mit ihrer merkwürdig abgerissenen Phrasierung – und den häufigen Intonationsproblemen (eklatant etwa im dritten Teil von „Kriegers Ahnung“) vermag Padmore den Lauschenden kein wirkliches Wohlgefühl zu vermitteln. Hierin eben unterscheidet sich sein Anteil an der Darbietung vom demjenigen Mitsuko Uchidas.

Michael Wersin, 25.02.2023


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