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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Streichquintette KV 515 & 516

Quatuor Ébène, Antoine Tamestit

Erato/Warner 505419721332
(78 Min., 6/2020)

Der hämischste Kommentar über die Gattung „Streichquintett“ stammt bekanntlich von Joseph Haydn. Auf die Frage, warum er denn nichts für die fünfstimmige Besetzung komponiert habe, soll er geantwortet haben: „Weil ich alles mit vier Stimmen ausdrücken kann.“ So war es denn auch Haydns Bruder Michael, der Mozart mit dem Streichquintett vertraut machen sollte. Mit den 1787 entstandenen Quintetten KV 515 und KV 516 schrieb er nach der beliebten Massenware aus der Feder Luigi Boccherinis nun zwei Werke, die mit ihrer Intensität viel später auch noch den Mozart-Biografen Alfred Einstein „schockierte“.
Nun kann man angesichts des tragischen Untertons, der beide Quintette zusammenhält, daraus wahre Menschheitsdramen inszenieren, in dem man etwa über ausgeprägtes Rubato-Spiel alles in ein romantisches Licht taucht. Das Quatuor Ébène geht mit seinem Bratscher-Gast Antoine Tamestit einen anderen Weg. Das Klangbild und Zusammenspiel sind von einer transparenten Linienführung, von Präzision und einem genauen Ohr für die dynamische Wertskala geprägt. Schon fast klassizistisch könnte man diesen Mozart-Ansatz nennen. Doch dem französischen Quintett gelingt zugleich über die wunderbare Balance des Zusammenspiels auch das Wunder, über die strukturanalytische Herangehensweise einen Ausdrucksreichtum zu entwickeln, der wie von selbst, mit einem völlig ungekünstelt natürlichen Ton die Tiefen dieser Musik offenbart. Vielleicht hatte Haydn geahnt, dass er so eine Musik nie schreiben könnte.

Guido Fischer, 25.03.2023


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