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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Potpourri (Quoted Not Stolen)

Lisa Wilhelm Quartett

Berthold Records – Cargo/375 Media 00156810
(38 Min., 2021)

Zugegeben: Bei dem Titel denkt man eher an angestaubte Dinge aus der Vergangenheit, an Schlager-Medleys in Samstagabend-Shows oder an getrocknete Blümchen als Wohnzimmerdekoration. Wenn man allerdings das Debüt-Album des Quartetts um die Schlagzeugerin Lisa Wilhelm hört, bekommt das Wort „Potpourri“ plötzlich eine ganz andere Bedeutung.
Man denkt an eine äußerst sorgsam zusammengestellte Sammlung handverlesen ausgesuchter Miniaturen, die zart und zerbrechlich wirken, aber durchaus widerstandsfähig flexibel sind. Ungefähr so klingt auch das Schlagzeugspiel der jungen Bandleaderin. Wilhelm, die aus Stuttgart stammt und im Rahmen ihrer musikalischen Ausbildung Stationen in Hamburg, Stockholm und Lissabon machte, liebt den feinen Strich. Sie kitzelt filigran verästelte Figuren aus den Becken und den Fellen ihres Instruments, die mal den erzählerischen Fluss ihrer Kompositionen stabilisierend unterstützen, mal abschweifend ganz eigene Geschichten vortragen (was auf der Nummer „The Guardian Of The Infinite Abyss“ sehr gut zu hören ist).
Mit Lukas Wögler am Tenor-Saxofon, Moritz Langmaier am Klavier und Franz Blumenthal am Kontrabass stehen ihr enorm aufmerksame Mitmischer zur Seite, die die passende Dynamik und Tonlage für Wilhelms Kompositionen mitbringen. Diese bahnen sich mit einer noblen Unaufdringlichkeit ihren Weg in die Gehörgänge und lassen an die traurigschöne Lässigkeit der Bossa Nova denken, mit Wöglers Saxofon als eindringlich flüsterndem Sänger.
Bei ihren Stücken ließ sich die Drummerin unter anderem von den Filmen des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino („Ewige Jugend“, „The Hand Of God“) oder von Zach Braffs „Garden State“ inspirieren. Wilhelm gelingt es, exakt jenen irgendwo zwischen träumerischem Dämmern und Bildmächtigkeit liegenden Schwebezustand der Kinowerke auf ihre persönliche Weise einzufangen und in kammermusikalische Kurzfilme zu verwandeln. Solche Potpourris kommen nie aus der Mode.

Josef Engels, 25.03.2023


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