Das berühmte Klarinettenkonzert op. 57 von Carl Nielsen ist sozusagen ein Paradestück von Daniel Ottensamer. 2009 gewann er mit diesem Werk den Internationalen Carl-Nielsen-Wettbewerb in Dänemark. Als Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker spielte er das Konzert fünf Jahre später unter Leitung von Ádám Fischer. Eine Live-Aufnahme ist jetzt auf seinem neuen Album zu hören, das ganz im Zeichen Skandinaviens steht.
Und man wird hier nicht enttäuscht: Ottensamer lässt sich beispielsweise im Allegretto non poco ganz auf den schrägen Humor des Stückes ein und führt einen skurrilen Dialog mit dem Orchester, immer wieder rasant von der Kleinen Trommel begleitet. Volltönend und brillant intoniert er die solistischen Passagen und bringt meisterhaft auch träumerischen Lyrismus zum Ausdruck, bevor die Stimmung wieder ins Wilde abdriftet.
Als Virtuose zeigt er sich ebenso in einer Auswahl aus den „Lyrischen Stücken“ von Edvard Grieg, die er mit seinem Kammermusikpartner, dem Pianisten Christoph Traxler, bearbeitet hat. Stücke wie „Phantom“ op. 62/V (in deutscher Übersetzung: „Traumgesicht“) entfalten eine stille Poesie, die die Hörer unweigerlich in ihren Bann zieht. Bei „Gangar“ op. 54/II, einem norwegischen Bauernmarsch, lässt das Duo eine übermütige, von hüpfenden Rhythmen begleitete Melodie erklingen, deren Dynamik sich dann mit einem wüsten Stampfen steigert. Humorvoll und mitreißend interpretieren sie einen „Marsch der Zwerge“ op. 54/III, und der „Hochzeitstag in Troldhaugen“ op. 65/VI lädt zum Mittanzen ein. In Nielsens früher „Fantasie für Klarinette und Klavier“ fangen Ottensamer und Traxler wunderbar einfühlsam den sehnsuchtsvollen Tonfall des jungen Komponisten ein.

Corina Kolbe, 27.05.2023

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