In die Musikgeschichte eingegangen ist er als Schriftsteller und Theoretiker – als Komponist dagegen hatte der 1681 geborene Johann Mattheson schlichtweg das Pech, Zeitgenosse Bachs, Händels und Telemanns zu sein. Bis heute sind die Werke des Hamburgers, der übrigens mit allen drei norddeutschen Barockgiganten mehr oder weniger eng befreundet war, auf CD nur marginal präsent. Auch die Auswahl, die der junge Brasilianer Cristiano Holtz aus den 1714 gedruckten Cembalosuiten vorstellt, ist derzeit konkurrenzlos. Unverständlicherweise, denn die Stücke zeigen, dass Mattheson in seiner Verschmelzung deutscher, italienischer und französischer Einflüsse stilistisch up to date war und durchaus Anteil an dem spektakulären Aufschwung hatte, den die deutsche Claviermusik im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts nahm. Gegenüber den inhaltlich wie formal kleiner dimensionierten Cembalowerken der Vorgängergeneration eines Kuhnau und Böhm bestechen Matthesons Tanzsätze durch ihre höfische Eleganz, Abwechslungsreichtum und eingängige Melodik. Im Gegensatz zu Händel ist Mattheson jedoch eher französisch als italienisch orientiert – durch die Sarabanden weht oft ein Hauch von Louis Couperin –, ohne jedoch die mondäne Virtuosität von Bachs Cembalosuiten zu erreichen. In Cristiano Holtz besitzen die Stücke einen Interpreten, der ihre Farbigkeit und ihre Grazie mit unaufdringlicher Geschmackssicherheit zur Geltung bringt.
Jörg Königsdorf, 01.09.2007
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