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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Claudio Monteverdi

Scherzi musicali

Maria Cristina Kiehr, Stephan MacLeod, Concerto Soave, Jean-Marc Aymes

harmonia mundi HMC 901855
(72 Min., 3/2004) 1 CD

Mit der bloßen Schönheit ihrer Stimme als solcher, diesem dunklen, gelegentlich fast androgyn klingenden Sopran, kann María Cristina Kiehr schon einiges anfangen: Perfekt funktioniert dieses Organ, spricht in jeder Lage und jeder Lautstärke stets problemlos an, ist allenfalls – dies vielleicht ein Tribut an die vollkommene Kontrolle über die Materie – nicht mit letzter Offenheit und Risikobereitschaft geführt. Als eine neue Emma Kirkby könnte man sie bezeichnen, klänge sie nicht so individuell und originär, wie sie eben klingt. In die Nähe von Emma Kirkby und ihrer Generation gehört Kiehr aber dennoch, denn es liegt ihr offensichtlich näher, in Sachen musikalischer Ausdruck mit den Pfunden ihres stimmlichen Glanzes zu wuchern, als ständig bis an die Grenzen des Ästhetischen zu gehen oder auch darüber hinaus; Kiehr führt ihren Sopran vibratofrei, ihr Gesang ist immer Gesang, niemals Schrei oder Ruf oder was sonst noch in dieser Richtung denkbar wäre. Diese künstlerische Haltung ist in der Reihen der historisch Aufführungspraktizierenden etwas unmodern geworden; man meint hier vielfach, ein erweitertes Ausdrucksrepertoire hoffähig machen zu müssen, das angeblich das Revolutionäre etwa der Musik eines Monteverdi erst wirklich erlebbar macht. Boshaft könnte man vermuten, dies seien Bestrebungen derjenigen, die mit ihrem Gesang allein keinen Staat machen können ... Wie dem auch sei: María Cristina Kiehr ist auch auf dieser CD mit kammermusikalischen Kompositionen Monteverdis weitgehend abseits seiner Madrigalbücher wieder großartig, und dem Verfasser dieser Zeile fehlt etwa bei der atemberaubend spannungsreichen Interpretation eines schlichten strophischen Gesangs wie "Si dolce è ’l tormento" schlichtweg gar nichts. In Kauf nehmen kann man, dass auch in ausgelasseneren Stücken wie "Fugge ’l verno de’ dolori" immer ein Hauch von Melancholie in Kiehrs Gesang zurückbleibt – dies unterscheidet sie übrigens von ihrem Gesangspartner auf dieser CD, dem ansprechend timbrierten und technisch sehr versierten Bariton Stephen MacLeod, der sich weltzugewandter gibt und ansonsten mit Kiehr hervorragend kongruiert. Nichts zu wünschen übrig lässt das Instrumental-Ensemble Concerto soave unter Leitung von Jean-Marc Aymes. Insgesamt eine wirklich gelungene Einspielung eines Repertoires, das dringend einer adäquaten Verwirklichung auf CD bedurfte.

Michael Wersin, 01.09.2007


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