Als "eine der bedeutendsten und ausdrucksstärksten Klaviersonaten des 20. Jahrhunderts" bezeichnet Severin von Eckardstein im Beiheft zu seiner neuen Aufnahme Nikolai Medtners "Nachtwind"-Sonate, und wer Mikhail Lidskys monumentale Sichtweise oder auch Marc-André Hamelins elegantere, chopineske Einspielung des 1916 entstandenen Klavierkolosses kennt, dürfte diese Einschätzung nachvollziehen können. Mit diesen Referenzaufnahmen kann Eckardstein leider nicht mithalten: Seinem Klavierklang fehlt es an Farben und Finesse, und ihm selbst an dem poetischen Gestaltungsvermögen, das diese Musik erst interessant macht. Eckardstein, der vor ein paar Jahren den Brüsseler Klavierwettbewerb gewann, spielt selbstredend technisch souverän, doch tut er zu wenig, um die balladesken oder kantablen Themen Medtners mit expressivem Nachdruck aufzuladen – davon, dass es Medtner in seinen Sonaten und Klavierstücken vor allem um Stimmungsbilder ging, ist bei Eckardstein wenig zu merken. Auch bei den kleineren Stücken nicht, die hier einen an sich schön konzipierten Querschnitt durch Medtners Schaffen liefern sollen: Während Geoffrey Tozer in seiner Gesamteinspielung beispielsweise im Stimmungsbild Opus 1,5 den reizvollen Gegensatz zwischen aufrauschendem Schneegestöber und einer altrussischen Trauerweise auskostet, bleibt Eckardstein in den schnellen Passagen bloß geläufig, im Mittelteil verhalten. Neue Interessenten für Medtner gewinnt man mit so wenig Überzeugungswillen nicht.
Jörg Königsdorf, 30.11.2007
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