EMI 5 56960 2
(53 Min., 6/1998) 1 CD
Wer Klavierkonzerte schreibt, spielt auch Klavierkonzerte: Das gilt für Johann Sebastian Bach (der die Gattung ja - wenn auch am Cembalo - angeblich erfunden hat), das setzt sich beim Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel genauso fort wie bei Mozart, Beethoven und den romantischen Virtuosen Hummel, Field, Liszt, Brahms, Rachmaninow. Nur einer der Großen passt nicht ins Bild: Joseph Haydn. Er spielte ganz ordentlich Klavier, schrieb auch eine ganze Reihe „Concerti“ für das zu seiner Zeit gerade neue Hammerklavier, doch bis heute gehören diese Stücke nicht gerade zu den Rennern im Repertoire. Ein zusätzliches Problem ist, dass man nicht genau weiß, welche der vierzehn Haydn zugeschriebenen Klavierkonzerte echt sind.
Die drei, die Leif Ove Andsnes eingespielt hat, gehören zu den wenigen, deren Urheberschaft unbestritten ist. Sie zeigen sich als hochinteressante Auseinandersetzungen mit der Aufgabenstellung des konzertanten Dialogs. Bereits das Konzert Nr. 4 G-Dur, das seine ganze dramatische Kraft aus einem scheinbar belanglosen Dreiklang bezieht, ist wesentlich experimentierfreudiger komponiert als etwa Haydns sehr den italienischen Traditionen verhaftete Violin- oder Cellokonzerte. Auch das F-Dur-Konzert (Nr. 3), in dem Haydn mit dem reizvollen Kontrast von Lapidarem und urplötzlich dreinfahrenden überraschenden Wendungen spielt, kann es an sprudelnder Originalität durchaus mit den Klaviersonaten Haydns aufnehmen.
Das D-Dur Konzert (Nr. 11) ist das einzige, das es manchmal in die Konzertprogramme schafft. Vielleicht, weil es sehr an Mozart erinnert - den Komponisten (das lernt man aus jedem Takt dieser Aufnahme), der Haydn sehr viel verdankt. Leif-Ove Andsnes´ unverschleierter Klang und die vitale Frische des vom Pianisten geleiteten schlank besetzten Orchesters setzen diese originellen Werke ins perfekte Licht.
Oliver Buslau, 28.02.2000
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