Le Chant du Monde/Harmonia Mundi LDC 2781143
(61 Min., 6/2001) 1 CD
Haydns Klaviertrios sind gar keine: Während der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts, als die Stücke entstanden, sprach man von "Sonaten für Klavier mit Begleitung einer Violine und eines Violoncells". Der Unterschied liegt nicht nur in der Bezeichnung, sondern auch im Wesen der Kompositionen. Tatsächlich könnte man allein an der Klavierstimme so gut wie die gesamte formale Linie nachvollziehen; ließe man die stimmenverdoppelnden und Farbtupfer sowie Akzente setzenden Streicher schweigen, gäbe es keinen strukturellen Verlust.
Von Hörern, die ihre Vorstellungen von Kammermusik mit Klavier eher an den Werken der Romantik gebildet haben, verlangen diese Haydn-Werke eine Umstellung der Hörgewohnheiten, doch zum Glück weiß das Trio Wanderer die untergeordneten Rollen von Violine und Cello vergessen zu machen: Durch geschickte Gestaltung der Dynamik entstehen trotz der ewigen Klavierpräsenz raffiniert ausmusizierte Kontraste und geistreiche Dialogpassagen. Die meist frischen, gelegentlich rasanten Tempi, ein an die Transparenz Alter Musik erinnernder Gestus tun ein übriges, den Witz dieser Kammermusik hervorzukehren.
Höhepunkt ist der letzte Satz des Trios Nr. 39, in dem Haydn in derber ungarischer Folklore schwelgt und schon auf Brahms vorausgreift: Hier zeigt das Trio Wanderer mitreißende musikantische Qualitäten; es ist sicher kein Zufall, dass dieses Stück, das hinsichtlich der Werkzählung am Anfang stehen müsste, dramaturgisch effektvoll am Schluss erklingt: Applaus für die gelungene Wiederentdeckung eines Repertoires, das immerhin zum reifen Werk Haydns gehört und trotzdem viel zu unbekannt geblieben ist.
Oliver Buslau, 28.03.2002
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