Die Klaviertrios nehmen überhand. Diesmal lohnt sich das Hinhören, denn der Belgier Jef Neve bereichert das modische Genre um originelle Elemente – seien es Bachbezüge in der Einleitung zum später vehement pulsierenden "Nothing But A Casablanca Turtle Slide-Show Dinner" oder das mit allerlei scheppernden und den Ton abstumpfenden Gegenständen präparierte Klavier in "Unprepared". Das Titelstück "Nobody Is Illegal" fasziniert durch den Kontrast zwischen nervösem Puls und dazwischengeschalteten romantischen Ruhemomenten – ein Spiegel des Lebens in den Metropolen, in denen Menschen ohne Aufenthaltsberechtigung ständig auf der Hut vor Überraschung und Entdeckung sein müssen. Wenig später verblüfft es, wie sich aus einer fasrigen Einleitung ein verspielt-romantisches Thema von "Second Love" entwickelt, das zwischendurch sogar Blechbläser mit einem Glorienschein umgeben, bevor die Nummer in wuchtige Akkorde übergeht. Sollte Neve damit auf die Geschichte einer Beziehung anspielen, bleibt die Hoffnung: Zum guten Ende wird alles wieder filigran. Auch in "Abschied" mengen sich jedoch dunkle Blechbläser hinzu, und in der Einleitung zu "Aura" ergänzen Maultrommel und eine sanfte Tenorsaxofonmelodie das perkussive Spiel auf den schnarrend präparierten Flügelsaiten. Ansonsten bleibt das Trio, in dem Teun Verbruggen Schlagzeug und Piet Verbist Bass spielt, meist unter sich. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die Palette der Klangfarben zu erweitern. So lassen Ausflüge ans E-Piano, Flageoletts und Percussion im Flügelinneren die hereinwehende Saxofonmelodie von "Goldfish" schweben.

Werner Stiefele, 01.09.2007

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