Tacet 4 009850 007302
(64 Min., 1999) 1 CD
Als Johannes Brahms seine erste Sinfonie schrieb, stand er im Schatten eines anderen: Beethovens, der zwar längst verstorben war, doch Brahms seine Arbeit allein auf ideellem Wege schwer machte. Auch in Brahms' Schatten gibt es Komponisten, die zum Teil mit bissiger Strenge ihres Lehrmeisters zu kämpfen hatten. Immerhin: Jenseits von Einflüssen der Zwölftonmusik oder der Neudeutschen Schule brachten sie Brahms' Erbe ins 20. Jahrhundert, und besonders eng verbunden waren sie ihrem Vorbild auf dem Gebiet der Kammermusik.
Hermann Zilchers Klarinettentrio in Form von Variationen - ein Alterswerk des erst 1948 verstorbenen Komponisten - lässt das Holzblasinstrument in tiefen Registern raunen, fahl und arm an Kontrasten zieht das melancholische Stück wie ein resignierter Rückblick auf eine vergangene vermeintlich bessere Zeit vorüber. Robert Kahns "Serenade" aus dem Jahre 1922 pflegt fast in absichtlicher Abkehr von den sonstigen musikhistorischen Vorkommnissen der Zeit schwelgerischen Schönklang mit langsamem Walzer, bewegtem Mittelteil und leuchtendem Schluss.
Wilhelm Berger, dessen Klarinettentrio op. 94 das Hauptwerk der CD bildet, hat Brahms noch persönlich gekannt und wurde - als große Ausnahme - von ihm geschätzt. Nur in diesem Werk bietet das Trio Paideia dramatische Konturen, die man in den anderen Stücken vermisst. Zilchers Trio ist zu unengagiert und konturenlos gespielt, auch in der Mitte von Kahns Serenade hätte man sich - vor allem vom Cellisten Claus Kanngiesser - etwas überschwänglichere Verve gewünscht. Doch diese Mängel können nicht verstellen, dass die CD eine reizvolle Nische im Repertoire ausleuchtet.
Oliver Buslau, 27.04.2000
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