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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Franz Liszt, Frédéric Chopin, Gabriel Fauré, Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven

Klavierwerke

Wilhelm Kempff

Music & Arts/Note 1 0 17685 10712 2
(134 Min., 1936 - 1945) 2 CDs

Dass Wilhelm Kempff bei Liszt und Chopin nicht in seinem Territorium sei, war ein Vorurteil, das mir beim ersten Kontakt mit seinem Liszt-Spiel im Rahmen der "Pianisten-Edition" von Philips ehrlich gesagt im Wege stand. Immer hatte ich Claudio Arraus despektierlichen Satz zu Kempff und Fischer im Hinterkopf: Nie hätten sie geübt, immer nur gespielt, was Arrau "ein bisschen dilettantisch" fand.
Tatsächlich wich Kempff dem virtuos auftrumpfenden Liszt auch 1945 aus. Aber aus der Auswahl lyrischer Stücke der "Années de pèlerinage" spricht eine so betörend zarte Klanglichkeit, eine mühelose Phrasierungs-Anmut, dass ich regelrecht gefangen war. Als Kempff dieselben Werke 1950 für die Decca einspielte, wirkte sein Spiel trockener, etwas unbeteiligter, mehr um eine Objektivität bemüht, die solch gelassene, fast parlierende Süße nicht zulassen mochte. Vielleicht war er beim Norddeutschen Rundfunk, wo diese Aufnahmen entstanden, so kurz nach Kriegsende weniger befangen, im Glauben, kein Dokument für die Ewigkeit zu hinterlassen? Doch da täuschte er sich.
Die versonnenen Episoden, "Eglogue" oder "Au lac de Wallenstadt" sind von kunstvoller Schwerelosigkeit, die Melodik wird mit absoluter Geschmackssicherheit nobilitiert. Kein Takt verrät krampfiges Bemühen. Wenn man es von Kempff hört, mag man nicht glauben, dass die Literatur diese Kompositionen als "schwülstig" abtat. Im Zusammenhang mit Kempff ist das Wort poetisch so eingeschliffen, dass man aufpassen muss, es nicht in jeden Takt hineinzuhören, aber diese hinreißenden Aufnahmen sind es. Hier erlebt man, was die Hörer an Kempff so bezaubert hat. Dazu kommt eine die Decca-Fassung von 1950 noch übertreffende, warme, füllige Klangqualität.

Matthias Kornemann, 01.09.2007


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