EMI 5 67935 2
(71 Min., 12/2001) 1 CD
Martha Argerich stellt uns den einundzwanzigjährigen russischen Pianisten Jewgenij Brakhman auf dieser CD vor. Mit einem reinen Sonaten-Programm beweist er sein technisches und vor allem sein interpretatorisches Können. Er sollte schon bald keine Protektion mehr benötigen, denn seine Leistung ist eigenständig und originell.
Der Kopfsatz von Mozarts Klaviersonate C-Dur KV 330 hat in Brakhmans Deutung ein wenig Glenn-Gouldsche Hektik und artikulatorische Widerborstigkeit auf der Basis eines glasklar perlender Anschlags voller explosiver Energie auch des Einzeltons. Brakhman gestaltet sehr differenziert und detailverliebt, ohne dabei den Fluss des Ganzen aus dem Auge zu verlieren. Er bringt die Linien so zum Sprechen und lässt die Sonatenhauptsatzform plastisch werden.
Dies gelingt ihm auch im Kopfsatz von Beethovens "Sturm"-Sonate op. 31/2: Das Vorwärtsdrängen geschieht ohne großes Pathos und über weite Strecken beinahe geduckt-verhalten. Hier und da erhält es einen Widerpart durch merkliches Stauen. Der Satz entfaltet so eine starke innere Dynamik und Dramatik, die von äußerlicher Virtuosität unabhängig ist.
Ohne Netz und doppelten Boden stellt sich Brakhman der Liszt-Sonate: Zurückhaltend im Pedalgebrauch, lässt er das Passagenwerk nicht im Nebel verrauschen, sondern schafft mittels durchsichtig-offener Spielweise einen echten Gegensatz zu den akkordischen Passagen. Fast nach Schumann klingen die lyrischen Passagen mit ausdrucksvoll gestalteter Oberstimme, und der Übergang zu virtuosen Ausbrüchen vollzieht sich ohne jeglichen Bruch. Wie viel überzeugender und reifer ist diese Version der h-Moll-Sonate gegenüber der, mit der Fazil Say vor einiger Zeit glaubte, an die Öffentlichkeit treten zu müssen (siehe Rezension)!
Michael Wersin, 01.09.2007
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