TDK/Naxos DV-OPOAE
(123 Min., 12/1997) 1 DVD, PCM-Stereo, PAL All
Wenn ein Dirigent eine regelrechte Offenbach-Renaissance ausgelöst hat, dann ist es Marc Minkowski. Wie schon entlang seines fulminanten Einsatzes für die französische Barock-Oper, legt Minkowski beim kölschen Wahl-Pariser Offenbach Stimmungstemperaturen frei, die wohl zum Aufregendsten zu zählen sind, was das Musiktheater momentan zu bieten hat. Und was bereits auf der CD funktionierte, ist in der konservierten Bühnenfassung mindestens ein doppeltes Ereignis. Der Mitschnitt von der Lyoner Aufführung des Offenbach-Schlagers "Orpheus in der Unterwelt" liegt zwar bereits sechs Jahre zurück. Aber mit einem gleich gesinnten Regisseur wie Laurent Pelly sowie einem schauspielerisch genialen Sänger-Ensemble hat man bis an sein Lebensende seinen Spaß an dieser DVD!
Dabei beginnt diese Buffoniade zunächst überraschend nüchtern, ist der Bühnenraum ganz leer geräumt. Aber soviel Platz brauchen eben Natalie Dessay als genervte Eurydice und Yann Beuron in der Titelrolle, die wie zwei Züge aufeinander zurasen und stimmliche sowie darstellerisch komische Pirouetten drehen, bei denen einem schwindelig wird. Wenn schon Scheidungsdramen und Rosenkriege, dann bitte solche! Und dass es einige Etagen höher, links und rechts vom hoch frequentierten Himmelbett Jupiters, ähnlich turbulent ist und die Ehe-Stimmung schon stark gegen den Nullpunkt geht, dafür sorgt vor allem Lydie Pruvot als hoch toupierte, hysterische Gattin. Und Marc Minkowski? Diesmal hat er zwar nicht wie gewohnt seine Musiciens du Louvre zur Seite. Doch mit dem örtlichen Opernorchester kann er sich ohne Abstriche, mit Verve und einer erfrischend historischen Aufführungspraxis in ein Geschehen werfen, das auch Jacques Offenbachs Modernität unterstreicht.
Guido Fischer, 24.05.2003
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