Francis Poulencs größer besetzte Werke sind zweiseitige Medaillen: Hin und wieder schimmert eine gefällig dahinplätschernde Melodie durch, doch dann macht sich doch wieder ein wenig Ironie bemerkbar, und der Komponist scheint sagen zu wollen: “Achtung, das ist keine Salon-, sondern E-Musik - auch wenn mich das Populäre sehr inspiriert hat!”
Bei den unbekannteren Klavierwerken fehlen diese Unterscheidungen, und man wandelt entweder in süffigen oder geradezu provokant modernen Klangwelten. Poulenc scheint es nur um die Musik selbst zu gehen - die Titel und Gattungsbezeichnungen wirken aufgesetzt und manchmal zufällig. Die “Nocturnes” zum Beispiel haben nichts mit Chopins Vorbildern zu tun, es sind eher frei dahinfliegende, mal von virtuoser Rhythmik, mal von gesanglichen Themen getragene Klavierstücke, die ihren einmal angeschlagenen Grundcharakter kaum verändern. Man glaubt mitunter, Poulenc selbst zu hören, wie er über ein kleines Fanfarenthema improvisiert oder sich suchend durch schwelgende Akkorde arbeitet. Wenn das Ganze dann hin- und herschwingt, heißt das Stück eben “Die Glocken von Malines”, und wenn die Noten die Tastatur hinauf- und hinuntersausen, steht “Phalènes” (“Nachtfalter”) über der Miniatur. Olivier Cazal musiziert mit plastischer Brillanz - die langsamen Stücke völlig kitschfrei und mit Sinn für Raffinesse, die virtuosen spannend und auf beste Art unterhaltend.
Oliver Buslau, 30.06.1998
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