Miles Davis hatte stets ein Gespür für große Talente. Auch als er in den 1980er Jahren den Alt- und Sopransaxofonisten Kenny Garrett in seine Band aufnahm, hatte er sich nicht getäuscht. Mit ”Standard Of Language” legt der 42-Jährige eine reife Scheibe vor, an der nur eins stört: dass die packende Version von ”What Is This Thing Called Love” ausgeblendet wurde. Mit dem Bassisten Charnett Moffet, dem Schlagzeuger Chris Dave und dem Pianisten Vernell Brown hat Kenny Garrett exzellente Partner um sich geschart, die es ihm erlauben, mit Coltrane’scher Intensität zu spielen und doch eigenständig zu bleiben. Denn er hat längst eine persönliche Linienführung gefunden, in der sich explosive rhythmische Figuren an gleitenden Bewegungen reiben. Bellend scharf kann sein Ton werden, aber auch klagend, suchend, tastend oder fordernd, strahlend, jubilierend. In den neun Titeln, darunter der dreiteiligen Titelsuite ”Standard Of Language” offenbart er eine immense Vielfalt an Klangfarben. Gleichgültig, ob sein Quartett mit dem Bassisten Charnett Moffet, dem Schlagzeuger Chris Dave und dem Pianisten Vernell Brown eine Ballade intoniert oder im Powerplay davonstiebt: Stets greifen die Ideen der vier unglaublich dicht ineinander. ”Standard Of Language” ist eine der packendsten Akustik-Scheiben der letzten Jahre.

Werner Stiefele, 01.09.2007

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