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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert

Klaviertrios

Abegg Trio

Tacet 4 009850 006602
(75 Min., 7/1998) 1 CD

Wie findet man das Tempo eines Musikstücks? Die scheinbare Objektivität des Metronoms hilft hier nicht weiter, hängt die Geschwindigkeit einer Interpretation doch auch ab vom Raum, in den hinein sie wirken soll – und warum nicht auch von subjektiver Befindlichkeit ihrer Autoren? Entsprechend zögerlich bin ich mit dem Urteil falscher Tempowahl – und doch finde ich, dass das Abegg Trio Schuberts Es-Dur-Klaviertrio um einiges zu schnell angeht, ja, dass ihr Tempo schlichtweg falsch ist. Nimmt man die Noten des Kopfsatzes zur Hand und versucht, sie mit einem auf 160 Viertel pro Minute eingestellten Metronom im Nacken zu lesen, kommt man kaum hinterher.
Die Tempowahl der Abeggs ist nicht einfach bloß exzentrisch, sondern scheint mir auf einem Missverständnis Schuberts zu beruhen: Nicht allein die kantablen Viertel, sondern auch die scheinbar bloß figurativen Achtel sind hier Bedeutungsträger, thematisch wichtig. Und sie werden gerade im Klavier hoffnungslos vernuschelt, mit dem Ergebnis, dass wir auf einmal nur noch Ornamentik ohne Substanz zu hören meinen. Dabei hat sich bei Schubert gegenüber der Klassik das Verständnis dessen, was als bedeutungsvolles musikalisches Material anzusehen ist, gewandelt – in einer Radikalität, der man mit abeggscher Zackigkeit allein nicht Herr werden kann.

Stefan Heßbrüggen, 01.09.2007


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