Oehms classics/harmonia mundi OC 558
(74 Min., 3/2005) 1 CD
Komisch: Er ist wirklich einer der ganz großen, und er ist es schon eine ganze Weile, und doch ist Bernd Glemser immer noch ein wenig ein Geheimtipp, obwohl er auf ca. 30 CDs präsent und permanent auf der ganzen Welt unterwegs ist. Vielleicht endet dieser Zustand mit der vorliegenden CD: So einen kraftvollen, virtuosen, brillanten und gleichzeitig genauestens durchdifferenzierten Rachmaninow hört man nicht allzu oft. Im Zentrum der CD steht die aberwitzig furiose Sonate in b-Moll op. 36, die einst Vladimir Horowitz so prächtig herunterdonnerte. Wir hören Glemsers Version lieber, denn sie ist nicht minder atemberaubend, aber niemals auch nur eine Spur eitel. Glemsers Spiel ist ein Plädoyer für Rachmaninow, mit dessen Werken er sehr vertraut ist, Glemser macht Rachmaninows bestechend klaren Intellekt hörbar und befreit seine Musik vom verheerenden Verdacht des nur oberflächlich Beeindruckenden, Anachronistischen. Freilich kommt zu Rachmaninows Intellekt auch seine Seele, und die war oft in schwermütiger, zergrübelter Verfassung. Dies auch in seiner Musik zu hören, lieben die Verehrer Rachmaninows, und seine Feinde hassen es. Glemser bringt diesen emotionalen Aspekt der Musik in ein perfektes Gleichgewicht mit dem intellektuellen, sodass selbst der skeptische Hörer dieser CD sich völlig gefahrlos sogar auf das so über die Maßen strapazierte cis-Moll-Prélude einlassen kann, das hier innerhalb der Morceaux de Fantaisie op. 3 auftaucht. Den Anfang machen die im Tonfall vergleichsweise rauen, bisweilen fast herben Corelli-Variationen op. 42 - ein wahrlich opulentes Programm, dargeboten auf allerhöchstem künstlerischem Niveau. Bravo.
Michael Wersin, 07.07.2006
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