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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Live in Freiburg

Dave Holland-Quintet

TDK/Naxos DVWW-JDHQ
(59 Min., 5/1986) 1 DVD

Nichts an dieser DVD scheint spektakulär zu sein. Zunächst findet man im Hauptmenü keine Bonus-Titel, kein "Making of", keine Künstlerbiografien als Diaschau. Es bleibt lediglich die Wahl, entweder den Film im Ganzen abzuspielen, oder die Titel einzeln anzusteuern. Hat man nun eine dieser Optionen gewählt, geht es gleichermaßen unspektakulär weiter: Fünf Männer stehen auf einer unscheinbaren Bühne und spielen auf ihren Instrumenten fünf Jazz-Titel. Eine Stunde lang nichts anderes als diese Bühne, keine Bilder vom atmosphärisch so reizvollen Freiburger Zeltmusikfestival, wo das Konzert stattfand; ganz selten nur ein Umschnitt auf die Publikumsreihen, wie um zu beweisen, dass ein solches tatsächlich vorhanden war. Das von MTV & Co. auf Hochgeschwindigkeit gezüchtete Gehirn will ob dieser visuellen Unterforderung schon beleidigt reagieren, wären da nicht die erstaunlichen Signale, die ihm das Ohr unablässig meldet: spektakuläre Musik!
Das Konzept dieses Konzertmitschnitts des ZDF aus dem Jahr 1986 war sicherlich ganz im Sinne des Bassisten und Bandleaders Dave Holland. Der damals 40-jährige Brite gastierte mit seinem vier Jahre zuvor gegründeten Quintett, bestehend aus den jungen aufstrebenden Steve Coleman (Sax) und Robin Eubanks (Posaune), dem langjährigen Weggefährten Hollands, Kenny Wheeler (Trompete) und Marvin "Smitty" Smith (Schlagzeug). Gleich im ersten Stück demonstriert Holland seine Qualitäten: in "New One" lässt er seinen Kollegen zwar jede Menge Raum für glänzende Soli, gleichzeitig ist es jedoch eine viertelstündige Lektion des Meisters in Sachen Walking Bass. Drive, Intonation, Timing und die Fähigkeit, aus der "zweiten Reihe" heraus ein unglaublich pulsierendes und spielfreudiges Kollektiv gleichzeitig an der langen Leine zu lassen und immer wieder über großartige gemeinsame Spannungsbögen zu führen, wecken Vergleiche zum großen Mingus, wenn man sich auch die Charaktere der beiden Ausnahmebassisten nicht unterschiedlicher vorstellen könnte. Alleine Hollands "Homecoming", eine Art heiteres "My favourite things" des Briten, macht die vorliegende DVD lohnenswert - und die Tatsache, dass man auch mal genussvoll die Augen schließen kann, ohne unbedingt etwas zu verpassen.

Tilman Stamer, 01.09.2007


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