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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Vol. 1, The Quintets

Lennie Niehaus

Contemporary/ZYX OJCCD-1933-2
(39 Min., 7/1954, 1/1956) 1 CD

Bekommt Lennie Niehaus nie Applaus? Bei uns ist Niehaus nie besonders bekannt geworden. In Amerika schätzt man ihn – oh verkehrte Welt – immerhin für den Soundtrack zu Clint Eastwoods Film „Bird“, also letztlich für das Saxofonspiel seines Idols Charlie Parker. Immerhin spielt Niehaus, der Jahrzehnte lang sein Alt nicht mehr angerührt hat, seither wieder selbst.
Für dieses, sein erstes Album gehen mir die Superlative aus. Es scheint mir eines der überzeugendsten Dokumente des heute so verkannten „West Coast Jazz“. Niehaus war offensichtlich Mitte der fünfziger Jahre einer der besten Altisten – und nie besaß der Jazz mehr gute Altisten als gerade in jenen Jahren! Niehaus nahm damals stilistisch eine mittlere Stellung zwischen Charlie Parker und Lee Konitz ein. Sein Spiel auf diesem Album swingt enorm, ist frisch, quirlig, leichtfüßig und technisch von höchster Perfektion. Sein Phrasen sind oft erstaunlich lange und vermitteln den Eindruck eines „unendlichen Flusses“. Der zielgerichtete Drive und die allgemeine Konzeption erinneren an Art Pepper, doch Niehaus’ Sound ist weicher.
Doch auch als Arrangeur ist Niehaus hier eine Klasse für sich! Fünf Leuten entlockt er so farbenreiche Klänge und abwechslungsreiche Linien, als wär’s eine kleine Big Band. Eine Weiterentwicklung von Mulligans pianolosem Quartett-Konzept ist das Quintett von 1954 mit dem Tenoristen Jack Montrose, dem Bassisten Monty Budwig, dem Meisterdrummer Shelly Manne und der bald darauf schon siebenundzwanzigjährig verstorbenen Bariton-Hoffnung Bob Gordon.
Als die Langspielplatte eingeführt wurde, ergänzte man dieses Plattendebut Niehaus’ um vier Einspielungen des 56er-Quintetts mit Stu Williamson (ein vergessener Meister auf Trompete und Ventilposaune) und dem All-Star-Trio aus Hampton Hawes, Red Mitchell und Shelly Manne, der Niehaus zur Marke Contemporary gebracht hatte. Hört man diese inspirierte Musik, ist man erstaunt, dass Niehaus schon ein Jahr später über dreißig Jahre lang keine Platte mehr vorlegte. Die Wiederveröffentlichung erscheint, wohl weil man kaum Käufer erwartet, als „limited edition“ – fast schon ein Gütesiegel in Sachen Jazz.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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