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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Steve Reich

New York Counterpoint, Eight Lines, Four Organs

Brad Lubman, Evan Ziporyn, Bang On A Can

Nonesuch/Warner Classics 7559-79481-2
(44 Min., 1/1996, 6/1996) 1 CD

Von der Provokation zur Klangtapete: Diese CD demonstriert anschaulich den Weg, den die Minimal Music von ihren Anfängen bis Mitte der achtziger Jahre zurückgelegt hat. Ihr Mitbegründer Steve Reich ist heute einer der populärsten amerikanischen Komponisten. Anfänglich war die Minimal Music eine Gegenreaktion auf die Zielgerichtetheit der westlichen Musik im Allgemeinen und Komplexität der Avantgarde im Besonderen. In Reichs "Four Organs" von 1970 zieht sich ein einziger Akkord der Orgeln und ein durchlaufender Rhythmus der Maracas von Anfang bis zum Ende durch, lediglich die Dauern und die Figuration der Akkordanschläge variieren. Das Publikum - "Four Organs" wurde in einem regulären Sinfoniekonzert uraufgeführt! - fand das gar nicht lustig und protestierte lautstark.
In "Eight Lines", einer Neufassung von Reichs Oktett, ist die bewusste Monotonie dann einer sehr flexiblen Rhythmik gewichen, jazzigen Melodielinien und sehr aparten Harmonien. Der Geist Strawinskys grüßt herüber, ohne zu stören. "New York Counterpoint" von 1985, ein dreisätziges Werk für Klarinettisten im Dialog mit einem Dutzend weiterer Klarinetten auf Tonband, zeigt zwar noch mehr Variationsbreite durch die Tempounterschiede der einzelnen Sätze, modifiziert das einmal gefundene Prinzip jedoch nicht weiter. Die Musik geht locker ins Ohr, ist gefällig und wohlklingend, letztlich jedoch beliebig, genau das Richtige zum Nebenbeihören. Allerdings ist Reichs Musik auch in dieser Phase immer noch lebendiger und kantiger als die seiner zahlreichen Nachahmer, ganz zu schweigen von dem Gedudel eines weiteren Minimal-Pioniers, Phil Glass.
Die Interpretationen des New Yorker Ensembles Bang On A Can besitzen genau das richtige Quantum Aggressivität, die Reichs Musik braucht, um nicht gar zu pflegeleicht daherzukommen – phänomenal die Riffs der Bassklarinette im dritten Satz von "New York Counterpoint". Vor Reichs eigenem Ensemble braucht sich diese Truppe nicht zu verstecken.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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