Zwei Seelen wohnen in Bill Charlaps Brust: Zum einen ist er der Sohn eines Broadway-Song-Komponisten und einer Sängerin. Zum anderen ist er ein Bop-Pianist, der Gould, Richter und Horowitz als seine Favoriten nennt, aber eher klingt wie ein Enkel jener feinsinnigen, Understatement als Tugend pflegenden Pianisten-Familie, deren Großvater Hank Jones und Vater Tommy Flanagan heißt.
Es erstaunt nicht, dass Charlap sich bislang überwiegend als Begleiter von Sängerinnen (etwa Sheila Jordan) und in Bebop-Combos (Phil Woods) einen Namen machen konnte. Ein Trio-Album wie dieses, dass ausschließlich aus den Great American Song Books der Herren Porter, Gershwin & Co schöpft, ist für ihn also geradezu maßgeschneidert.
Dieses Album könnte als angenehm swingender Hintergrund eine Party begleiten, ohne besonders aufzufallen. Charlap präsentiert seine Neudeutungen altbekannter, aber seltenerer Standards sowie eines Songs seines Vaters nicht als auftrumpfender Tastenlöwe, sondern zelebriert sie mit jener liebenswürdigen Finesse, die erst den konzentrierten Zuhörer, und vor allem wohl die mit den Stücken vertrauten Musiker unter den Hörern aufhorchen lässt: Hier unerwartete Modulationen, dort eine geschmackssichere Reharmonisierung, da ein verblüffender Tempowechsel, dort ein wie nebenbei aus dem Hut gezaubertes, ausgeklügeltes Arrangement.
Der Bassist Peter Washington und der Drummer Kenny Washington (nicht miteinander verwandt) tragen dazu bei, dass aus "Written In The Stars" fast eine Sternstunde geworden wäre. Was fehlt? Die emotionale Dringlichkeit, der affektgeladene, stimulierende Impetus. Vielleicht sollte der gepflegte junge Mann auf dem Cover die Krawatte ausziehen und sich erlauben, beim Spielen mehr zu schwitzen.
Marcus A. Woelfle, 01.02.2001
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Die Klavierkonzerte Nr. 11, 12 und 13 waren Mozarts erste Konzerte, die er nach seinem Umzug von Salzburg nach Wien komponierte. In einem Brief an seinen Vater Leopold beschrieb er sie als „ein glückliches Mittel zwischen zu leicht und zu schwer; sehr brillant, angenehm für das Ohr und natürlich, ohne fade zu sein“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Mozart bereits von seinem dominanten Vater emanzipiert. Sein Ziel war es, mit diesen Stücken das Wiener Publikum zu erobern. Tatsächlich […] mehr