Jazzpianisten, die sich ein Album lang vor Bud Powell verbeugen, sind in etwa so sehr zu beneiden, wie Autoren, die ihren Roman Thomas Mann, oder Regisseure, die ihren Thriller partout Hitchcock widmen wollen - überhaupt nicht. Man wird ihnen besonders kritisch auf die Finger schauen. Wer sich dem aussetzt, braucht kein Masochist zu sein, vermutlich ist er schon glücklich, damit überhaupt den Blick auf sich zu lenken.
Der Pianist Bill Cunliffe ist hierzulande und vermutlich auch in seiner amerikanischen Heimat ein eher unbeschriebenes Blatt. Dabei ist der Schüler von Mary Lou Williams, wie diese Aufnahmen mit dem Tenoristen Ralph Moore und einer soliden Rhythmusgruppe zeigen, ein fingerfertiger, stilistisch wendiger Tastenswinger eines traditionellen Hauptstroms, wie er etwa von Benny Green idealtypisch repräsentiert wird: Man fühlt sich bei Oscar daheim und zeigt gelegentlich, daß man noch Fats und schon McCoy draufhat.
Ohne Angst vor den großen Schuhen und mit blitzsauberer, Powell keineswegs sonderlich verpflichteter Pianistik nähert sich Cunliffe dem Powellschen Repertoire. Da ist nichts von den ausgeloteten Tiefenschichten, vom existentiellen Drang, mit dem Powell - das Paradebeispiel von “Genie und Wahnsinn” im Jazz - wie um sein Leben spielte. Das kann von Cunliffe gerechterweise auch nicht gefordert werden. Dafür ist er vermutlich seelisch gesund; wir gratulieren ihm hierzu, zu seiner guten Laune und der leisen Ironie, mit der er etwa “Hallucinations” mit altmodischem Stride-Touch versieht oder Monks “52nd Street Theme” durch den Kakao zieht.
Marcus A. Woelfle, 31.12.1998
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