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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach, Eugène Ysaÿe, Béla Bartók

Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004, Sonate Nr. 1 g-Moll op. 27, Sonate für Violine Solo Sz117

Baiba Skride

Sony CD92938
(77 Min., 2004) 1 CD

Ihr Ton ist kraftvoll, warm und rund, ihre Technik ist perfekt, ihre Musikalität ermöglicht ihr die durchaus schlüssige Interpretation eines so komplexen Stückes wie Bartóks Sonate für Solovioline: Die 23 Jahre junge Lettische Geigerin Baiba Skride hat das Zeug zu einer großen Karriere. Für ihre erste Solo-CD hat sie sich neben der höllisch schweren Bartók-Sonate, die einst im Auftrag Yehudi Menuhins entstand, Eugène Ysayes erste Sonate in g-Moll und Bachs d-Moll-Partita mit der berühmten Chaconne ausgesucht. Baiba Skride meistert sie auf der Grundlage der genannten Qualitäten vielleicht mit ein wenig zu vordergründiger Brillanz, aber alles in allem durchaus bravourös: Geraten die Melodielinien der Allemanda noch etwas einseitig klangschwelgerisch ohne übermäßig fantasievolle innere Ausgestaltung, so blühen spätestens die großen Bögen der Giga leidenschaftlich auf; schon hier zeigt sich: Je schwerer ein Stück technisch zu bemeistern ist, desto mehr fühlt sich Skride zu Höchstleistungen herausgefordert. Entsprechend fesselnd gelingt ihr in der abschließenden Chaconne etwa die Passage mit den Akkordbrechungen.
Da Skride den Bach nicht historisierend, sondern romantisch angeht, ist der Übergang zur G-Moll-Sonate des belgischen Violin-Giganten Ysaye (er führte u. a. die César-Franck-Sonate erstmals auf) ein nahtloser: Wie Ysaye sich durch Bachs Solowerke inspirieren ließ, agiert auch Skride als Nachschöpfende aus dem Geist ihrer eigenen Bachauffassung heraus, deren Ausdrucksrepertoire sie u. a. durch ein breiteres dynamisch-emotionales Spektrum angemessen erweitert.
Die Bartók-Sonate schließlich geht sie mit solcher Energie an, dass ihr Spiels streckenweise eine beinahe schmerzhafte Intensität erreicht. Die Fugen-Struktur des zweiten Satzes wird unter Skrides Händen sehr plastisch, und im rasend schnellen letzten Satz huschen die aus dem Tremolo erwachsenden Läufe (hier setzte Leila Josefowicz in ihrer furiosen Aufnahme [Philips] deutlichere Akzente) mit gespenstischer Eile vorüber.

Michael Wersin, 01.09.2007


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