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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Robert Schumann

Quartett op. 47, Quartett von 1829

Trio Parnassus, Hariolf Schlichtig

MDG/Codaex MDG 903 1414-6
(59 Min., 12/2005) 1 CD

Seit Gründung im Jahre 1982 hat das Trio Parnassus schon zwei seiner Mitglieder ausgewechselt: Zunächst ging der Pianist, dann der erste Geiger; die Konstante ist der Cellist Michael Groß. Groß, der laut eigener Auskunft "gerne zum Barock-Cello greift", ohne sich jedoch der historisierenden Musizierweise verschreiben zu wollen, scheint in der 2005 hinzugekommenen Geigerin Yamei Yu eine Gleichgesinnte in puncto Gratwanderung zwischen moderner und zumindest historisch informierter Spielweise gefunden zu haben: Das vibratoarme, entspannte und dennoch niemals blutleere, sondern immer klangvolle und innige Spiel der beiden Streicher ist eine willkommene Abwechslung für diejenigen Hörer, denen die häufig anzutreffenden permanent unter Strom stehenden, manisch vibrierenden und überakzentuierenden Kammermusik-Streicher anderer Formationen auf die Nerven gehen. Schlicht und unprätentiös musiziert das gesamte Ensemble einschließlich Hariolf Schlichtig, der als vierter Mann für dieses Programm hinzugekommen ist; man vermag dabei etwa im Kopfsatz des Es-Dur-Trios durchaus sehr stringent und druckvoll zu agieren, ohne jedoch ständig wie ein Dampfkessel kurz vor der Explosion zu wirken.
Zu diesen interpretatorischen Vorzügen kommt noch ein Repertoire-Schmankerl: Die Musiker haben gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Joachim Draheim ein frühes Klavierquartett in C-Dur von Schumann, entstanden im Jahre 1829, ausgegraben: Zwar erschien das als Torso überlieferte Stück bereits 1979 in einer vervollständigten, allerdings laut Joachim Draheim als "editorisches Desaster" zu betrachtenden Ausgabe; in "enger Kooperation" mit den Musikern des Trio Parnassus hat Draheim eine Neuausgabe erstellt, die im Jahre 2008 in Noten erscheinen soll und hier gewissermaßen als "sneak preview" vorab zu erleben ist: Zwar weiß der interessierte Hörer, dass er ein unbekanntes Schumann-Quartett zu hören bekommt, aber nicht, was für wundervolle Musik der 19-Jährige noch als Jurastudent zu Papier gebracht hat: Nur so viel sei verraten: Es lohnt sich sehr!

Michael Wersin, 01.09.2007


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