Berlin Classics/Edel 0017872BC
(70 Min., 8/2005) 1 CD
Ja, auch ein Rezensent gerät immer wieder einmal in Zweifel über die Relevanz von Rezensionen - z. B. wenn Kollegen in einer neu auf dem "Markt" erschienenen Stimme genau das Gegenteil von dem hören, was man selbst empfindet. Michaela Kaunes Sopran wurde nach Erscheinen ihrer CD mit Strauss-Orchesterliedern u. a. als "mädchenhaft" bezeichnet und ob seiner Natürlichkeit und Schlichtheit gefeiert. Aber nun ist es doch ganz eindeutig, dass Kaunes Stimme in der mittleren und höheren Lage ein ausgeprägtes Vibrato, gelegentlich schon ein Tremolo aufweist - und unter diesem Gesichtspunkt hält der Autor dieser Zeilen die genannten Attribute für völlig fehl am Platze. Nein, es handelt sich um die gereifte Stimme einer jungen Frau; gut täte ihr eine ruhigere, kontrolliertere Führung, damit viel mehr Phrasen so trefflich gelingen wie im vorliegenden Programm der Anfang des Mignon-Liedes "Kennst du das Land?": Wunderbar entspannt und mit ätherischem Zauber beginnt Kaune hier, um aber spätestens bei "Wind" die vormalige Natürlichkeit und schlichte Schönheit aufzugeben, dafür unter plötzlich gesteigertem Druck in ein Tremolieren zu geraten, das dann beim Spitzenton auf "blauen (Himmel)" keineswegs mehr gesund klingt. Zwischen diesen Extremen bewegt sich der Gesang Kaunes: Immer wenn sich der Hörer ganz auf jenes Wohlgefühl eingelassen hat, das die Sängerin durchaus hervorrufen kann, reißt die bezaubernde Leichtigkeit des Singens wieder ab. Im über weite Strecken recht tief gelegenen (das kommt der speziellen Disposition Kaunes grundsätzlich entgegen) Zyklus "Frauenliebe und -leben" passiert es im zweiten Lied, wo Kaune z. B. trotz des sehr langsamen Tempos die zahlreichen Doppelschlag-Verzierungen nicht sauber auszuführen vermag, sondern sie einfach unter sattem Tremolo verbirgt. So, wie die Stimme momentan in der Höhe läuft, entgleitet sie partiell dem Ausdrucksstreben der Sängerin: Während sie in der tieferen Lage souverän und vielfältig zu gestalten vermag, hat sie weiter oben bei weitem nicht die gleiche Palette an Nuancen zur Verfügung. Dieses Problem schmälert die Freude an dem eigentlich sehr reizvollen Programm dieser CD mit Frauen-Liedern Robert Schumanns, darunter die Vertonungen von Gedichten der 17-jährig verstorbenen Poetin Elisabeth Kulmann: Schumann selbst hat zu diesen Liedern Einführungen verfasst, die hier von Udo Samel gelesen werden, was einen Gewinn für die Rezeption dieses ganz besonderen Liederkranzes bedeutet.
Michael Wersin, 18.08.2006
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