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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Die CD ist ein einziger Tribut an einen der größten Klarinettisten der Vergangenheit, Heinrich Baermann, Freund Carl Maria von Webers und Felix Mendelssohns, der selbst auch komponierte, vor allem aber (und dafür sei ihm besonderer Dank!) den Spezln wunderbare Werke aus den Rippen schnitt.
Von Mendelssohn zum Beispiel war bekannt, dass er gerne Dampfnudeln und Rahmstrudel aß - also trat Baermanns Sohn Carl, ein exzellenter Bassetthorn-Spieler und Hobbykoch, zum "Kochduell" mit dem Komponisten an: Ein neues Stück im Austausch für Dampfnudeln und Rahmstrudel. Heraus kam, während Carl in der Küche werkelte, Mendelssohns Konzertstück Nr. 1 für Klarinette, Bassetthorn und Orchester, ein geistvolles, witziges und einschmeichelndes Werk (wenn die gleichzeitig entstehenden Dampfnudeln auch so gut waren, hätten sie drei Sterne im Michelin verdient).
Kongenial die Interpretation: Sabine Meyer und ihr Bruder Wolfgang, aber auch das Orchester, spielen sowohl brillant als auch "schattenmalerisch", wie Robert Schumann das einmal nannte - raffiniert abtönend, mit schlankem und doch rundem Klang, atmend phrasiert. Sabine Meyer kann wahrhaft den Tag preisen, da die Berliner Philharmoniker sie ablehnten, nach der Probezeit, weil ihr Klarinettentimbre leichter und heller war als die honigdunkle Philharmoniker-Tradition von Karl Leister & Co.! Erstens sorgte das für Publicity, weil Karajan damals gewaltig raunzte, und zweitens machte es den Weg frei für eine stellare Solokarriere.
Wie gut Sabine Meyer ist, zeigt allerdings noch mehr als die beiden Konzertstücke Mendelssohns das herrliche Klarinettenquintett Webers, hier behutsam zum Konzert mit Streichorchester umgewidmet: Pure Lebensfreude, für die Musiker wie die Hörer. Wolfgang Meyer, der bei Mendelssohn das Bassetthorn spielt, steht als Klarinettist seiner Schwester nicht nach, in der einzigen Baermann-Komposition der CD, dem (ebenfalls vom Orchester begleiteten) Quintett Nr. 3 Es-dur. Das ist als Komposition zwar deutlich weniger ansteckend, formelhafter und lediglich "gut gebaut", kann aber das Hörvergnügen bei Weber und Mendelssohn nicht schmälern. Sogar die Aufnahmetechnik hatte ein Fest!

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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