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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Richard Wagner

Der Ring des Nibelungen - Eine Orgeltranskription

Hansjörg Albrecht

Oehms Classics 4 260034 866126
(64 Min., 2006) 1 CD, SACD

Wagner und Orgel!? Zwar finden sich im "Rienzi", "Lohengrin" und den "Meistersinger" Szenen mit dem Kircheninstrument (dessen Ursprünge ja bekanntlich auf römischen Volksfesten zu finden sind), ansonsten aber ist nichts von einer Liebe des Bühnendramatikers zur Orgel überliefert. Dass jetzt sogar (im Querschnitt) der "Ring" - diese urheidnische Parabel über göttliche und menschliche Machtversessenheit - mit einem Instrument präsentiert wird, das der normale Christenkopf unter der Rubrik "sakral" speichert, verlangt zunächst einige Gewöhnungs- bzw. Umdenkminuten.
Dann jedoch bietet das Unterfangen nicht nur Reize, seine Klangwogen können sogar berauschen. Die Version, die der sächsische Organist Hansjörg Albrecht im Verbund mit dem Toningenieur Martin Fischer nun auf den Orgeln von St. Nikolai in Kiel vorgelegt hat, ist nicht die einzige Orgeladaption des Wagner’schen Mythenspektakels, wohl aber die aufwendigste und ausgeklügelste. Schon der "Urton", mit dem Wagners Erzählung von der Pracht und dem Fluch des Rheingoldes anhebt, lässt den Hörer die mitgedruckte Warnung des Tontechnikers vor extremen Dynamikspitzen ernst nehmen: Mit diesem wummernden Kontra-Es bringt man auch noch den Stuck des Nachbarn zum Bröseln!
Sicher: Das dynamische Pulsieren der Wagner’schen Orchestersprache kann eine Orgel auch mit ausgetüftelster Register- und Schwelltechnik nicht hundertprozentig abbilden; und wohl ließe sich auch noch beckmessern, dass manche Passage - etwa beim Siegfried’schen "Waldweben" - allzu sehr pianissimo gehalten wurde und den Vibrato-Eindruck einer "Hammond"-Orgel nicht weit genug von sich weist. Doch was die Herren Albrecht und Fischer insgesamt an Klangfarben inszeniert haben, um Wagners Emphase gerecht zu werden, das fasziniert nicht nur den Orgelfan.
Dass neben Albrechts Virtuosität immer auch der technische Sachverstand Fischers mitzunennen ist, hat mit beider Konzept zu tun, das wahrlich "vielhändig" war: Durch das Übereinanderlegen mehrerer Aufnahmeschichten an der Haupt- und Nebenorgel zu St. Nicolai glaubt der Hörer nicht nur einen, sondern gleich mehrere Organisten am Spieltisch. So wurde man in Kiel nicht nur Wagners Riesenpartitur gerecht - wobei der "Trauermarsch" zu Siegfrieds Tod am meisten überzeugt -; der Hörer versteht auch sofort, warum man die Orgel seit jeher die "Königin der Instrumente" nennt.

Christoph Braun, 01.09.2007


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