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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



William Walton

Sinfonie Nr. 1, Belshazzar's Feast

Thomas Hampson (Bariton), Chor der Oper Zürich, Orchester der Oper Zürich, Simon Rattle

EMI 5 56592 2
(78 Min., 10/1990, 7/1997, 10/1997) 1 CD

Nach der Uraufführung von William Waltons “Belshazzar’s Feast”, einem Oratorium nach dem Bibeltext vom Gastmahl des Belsazar und der Zerstörung Babylons, überschlug sich die Kritik vor Begeisterung: Ein neuer Stern stand am britischen Komponistenhimmel! Die Bezeichnung “Oratorium” ist irreführend, denn von religiöser Erbauung findet sich im “Belshazzar” herzlich wenig, dafür jazz-beeinflußsste Rhythmen (damals für ein Oratorium geradezu ein Sakrileg!) und grandiose heidnische Prachtentfaltung. In der Schilderung des Gastmahls scheint Walton, der leiblichen Genüssen nicht abgeneigt war, den schlemmenden Babyloniern offene Sympathie entgegenzubringen.
Kein Wunder, dass sich manche klerikalen Kreise lange gegen eine Aufführung von “Belshazzar” in der Kirche wehrten! Die einzigen, die sich heute von diesem Werk noch gestört fühlen dürften, sind die Nachbarn, wenn der Verstärker zu laut aufgedreht wird; britisches Understatement gehört nämlich nicht gerade zu den Charakeristika des “Belshazzar” mit seinen zwei zusätzlichen Blechbläserchören, der Orgel und dem mannigfachen Schlagwerk!
Simon Rattle gelingt mit seiner Interpretation die Quadratur des Kreises; erstens wählt er, wie der Komponist selbst, äußerst rasante Tempi, zweitens gerät dadurch die geforderte Transparenz keineswegs in Gefahr. Im Gegenteil, so beißend, aggressiv und rasant habe ich den “Belshazzar” noch nie gehört: Die Diktion des Chores ist messerscharf, Synkopen und Schlagzeugakzente jagen einander wie Formel-1-Fahrer nach einem dreifachen Espresso. Zudem sorgt die Akustik der Birminghamer City Hall für eine Extraportion Dynamik und Transparenz. Hampson gestaltet seinen Part klug, ohne Übertreibung, wenn auch nicht mit der Präsenz wie Bryn Terfel auf der Litton-Aufnahme (Decca).
Als Kopplung präsentiert Rattle Waltons gleichermaßen aufwühlende Erste Sinfonie, und dies ist der einzige Pferdefuß der CD. Nicht, dass etwas mit der Interpretation nicht stimmt - eine bessere lässt sich schwerlich finden -, doch wurde diese Einspielung vor wenigen Jahren bereits schon einmal veröffentlicht. Wer sich damals die CD gekauft hat und Rattles “Belshazzar” ebenfalls besitzen will, wird also zweimal dieselbe Aufnahme der Ersten Sinfonie im Regal stehen haben.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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