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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Samuel Barber

Klavierkonzert, Medeas Meditation und Rachetanz, Die Natali, Kommandomarsch

Stephen Prutsman, Royal Scottish National Orchestra, Marin Alsop

Naxos 8.559133
(60 Min., 5/2000, 3/2001, 3/2002) 1 CD

Wer von Samuel Barber nur das süßlich-sentimentale Streicher-Adagio kennt, wird hier eines Besseren belehrt. Das Klavierkonzert und "Meditation und Rachetanz" aus dem "Medea"-Ballett zeigen, dass Barber weit mehr war als nur der nette Softie der amerikanischen Musik. Vor allem die "Medea"-Musik entfesselt ungeahnte Triebkräfte in ihrer Evokation der von Hass- und Vergeltungsgelüsten geschüttelten Heldin.
Im 1962 vollendeten Klavierkonzert hat der Pianist Höchstleistungen an Rhythmusgefühl und schierer motorischer Kraftentfaltung zu erbringen. Doch in beiden Werken kommt auch der warmherzige Melodiker zu Wort, der Barber vor allem anderen zeitlebens blieb. Man höre nur die zwischen Melancholie und Träumerei changierende "Canzone" des Konzerts. Rede mir hier niemand von Hollywood: Barber als überzeugtem Romantiker gelingt es hier auf geniale Weise, einen Essay über die Vokabel "bittersüß" zu komponieren, ohne dabei in Kitsch abzudriften.
Der mir bislang unbekannte Pianist Stephen Prutsman zeigt sich den manuellen wie atmosphärischen Anforderungen der Komposition vollauf gewachsen; vielleicht erreicht er nicht ganz die stählerne Brillanz des Widmungsträgers John Browning, der das Werk zweimal aufnahm (Sony und RCA).
Im Weihnachtslieder-Potpourri "Die Natali" mag man vielleicht nicht wesentlich mehr erblicken als eine weichgespülte Gelegenheitsarbeit, doch auch diese Aufgabe erledigt Barber mit Professionalität und unbestechlicher Geschmackssicherheit. Die Interpretationen durch die amerikanische Dirigentin Marin Alsop erfüllen durchweg die von der Musik gestellten Ansprüche. Es ist möglich, dass die konservative Noblesse Barbers, der früh seinen eigenen Stil fand und bei ihm blieb, sich als dauerhafter erweisen wird als so manches einst als revolutionär gepriesene Produkt einer materialfetischistischen Avantgarde.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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