Der Mann hat Klasse. Kristjan Randalu, 1978 im estnischen Tallin als Sohn eines Pianisten-Paares geboren, in Deutschland aufgewachsen, hat das Zeug, zu den großen Pianisten des europäischen Jazz aufzusteigen. Dem Absolventen der Stuttgarter Musikhochschule dienen nicht die großen amerikanischen Standards zur Orientierung, sondern die europäische Klaviertradition - und die umfasst pianistische Superstars wie Franz Liszt, Romantiker wie Johannes Brahms, Virtuosen wie Frédéric Chopin und Impressionisten wie Claude Debussy sowie Jazzer wie Rainer Brüninghaus und Wolfgang Dauner. In dieser Traditionslinie improvisiert Kristjan Randalu, und dazu kommen noch das ganze Bündel seines estnischen Erbes einschließlich aller Volksliedmelodien und die Harmonien des Jazz. "Confidance" heißt die Scheibe, und dieses Wortspiel erklärt alles: Es erzählt von Selbstvertrauen und von Tanzeslust. Souverän und akzentuiert, feinfühlig und kraftvoll, nuancenreich und zupackend tanzen Kristjan Randalus Finger auf den Tasten. Unglaublich, wie selbstverständlich bei ihm eine konstante Wellenbewegung von der linken auf die rechte Hand wechselt, während gleichzeitig die Melodieführung in die Gegenrichtung wandert. Und selbst wenn das Gefühl entsteht, seine Begleitfiguren konzentrierten sich auf ein kraftvolles Ostinato, verschieben sich Tonbewegungen und Rhythmen mit immenser Raffinesse. Hier gibt es keine Wiederholungen, sondern stets neue, aberwitzige Variationen. Fast jede Melodie dreht in eine unerwartete und doch vertraut wirkende Richtung ab. Die Musik scheint zu schweben, und gleichzeitig ist sie fest in einer musikalischen Erde verwurzelt, die so reichhaltig ist, wie dies der europäischen Musiktradition entspricht. In fünf Titeln und einem hidden track spielt Kristjan Randalu europäischen Jazz vom Feinsten.
Werner Stiefele, 28.02.2004
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