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N° 1308
03. - 09.06.2023

nächste Aktualisierung
am 10.06.2023



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Disciples Blues

Curtis Peagler, The Modern Jazz Disciples

Prestige/ZYX 0 25218-5263-2 6
(76 Min., 9/1959 - 5/1960) 1 CD

Ebenso groß wie meine Entdeckerfreude war mein Erstaunen als ich diese CD und damit die Jazz Disciples erstmals hörte! Ich lese nach: So ging es einigen Hörern 1959 auch schon. Cannonball Adderley hörte das Quintett und prophezeite eine große Zukunft. Eddie „Lockjaw“ Davis verschaffte ihm sofort einen Plattenvertrag. Und die Firma Prestige war seit dem Miles Davis Quintetts von keinem Debüt mehr so begeistert gewesen. Heutiger Marktwert: Man presst von ihrer beglückenden Musik für Europa nur fünfhundert CDs ...
Wie konnte ein so großartiges Hardbop-Quintett vom Publikum überhört, von den Kritikern übersehen, von der Jazzgeschichtsschreibung vergessen werden? Versuch einer Antwort: Weil Cincinnati nicht der Nabel der Jazzwelt war. Und weil die beiden einzigen, hier auf einer CD vereinigten Prestige-Alben der Jazz Disciples zu einer Zeit entstanden, als es vor unübertrefflichen Quintetten nur so wimmelte: Man war von Adderley, Silver, Davis & Co verwöhnt. Vielleicht war der Gruppe recht bald schon der „Dampf ausgegangen“. Das zweite Album erreicht nämlich nicht ganz das Niveau des ersten.
Curtis Peagler, der „Bekannteste“ der fünf, orientierte sich stilistisch an Charlie Parker, und hatte jenen bluesig-souligen Touch in seinem Alt-Spiel, der ihn später für das Orchester von Ray Charles empfahl. William „Hicky“ Kelley, der zweite Frontliner, meisterte bravourös das obskure Normafon, eine Ventilposaune, die aussieht wie ein Altsaxofon. Der Pianist Billy Brown steht ihnen an swing und interessanter Solistik kaum nach. Der Bassist Lee Tucker und der Drummer Ron McCurdy bzw. Slim Jackson bilden ein inspiriertes und inspirierendes Rhythmusteam. Das boppige Repertoire – sehr gute Originals, wenige Standards, Themen von geistesverwandten Kollegen (Ammons, Adderley, Parker) – ist sehr ansprechend. Die fünf Herren stürzen sich mit einer Begeisterung in die Musik, die sich sofort auf den Hörer überträgt.
Die unprätenziöse Musik der Disciples mag Insidern seinerzeit vielleicht einen Tick zu konservativ erschienen sein (gemessen an den Abenteuern Coltranes, Dolphys und Mingus), doch Gründe sie heute wieder zu überhören, gibt es nicht. Die lebensfrohe Musik bietet eine erfrischende Abwechslung zu so manchem trüben Gedudel, das sich heute als Jazz tarnt. Leider (in diesem Wort steckt Leid!) musste man wegen der begrenzten Spielzeit ein Stück des zweiten Albums weglassen.

Marcus A. Woelfle, 29.11.2001



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