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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Dieterich Buxtehude, Johann Pachelbel, Johann Adam Reincken, Johann Sebastian Bach

Johann Sebastian Bachs früheste Notenhandschriften

Jean-Claude Zehnder

Carus/Note 1 CD 83.197
(51 Min., 8/2006) 1 CD

Johann Sebastian Bach, der große Unbekannte: Als Monolith prägt er heute unser Bild von der ausgehenden Barockzeit zur Mitte des 18. Jahrhunderts hin; seine geistliche Musik zeugt bei rechtem Verständnis von seinen tiefen Einblicken in theologische Zusammenhänge und von seiner Kunst, diese in Musik zu versinnbildlichen. Bach wurde in seiner Zeit aber nicht vor allem als Komponist, sondern als Orgelvirtuose und -sachverständiger geschätzt; virtuos wird er übrigens außerdem auch die Violine beherrscht haben. Wie genau in seinen jungen Jahren der Weg zu solcher Meisterschaft verlaufen ist, wie sich auch seine exzeptionelle Improvisationsfähigkeit entwickelt hat, deren Früchte sicherlich in vielen Fällen das Material seiner niedergeschriebenen Werke bildeten, können wir immer noch nicht umfassend und erschöpfend nachvollziehen. Das Auftauchen einiger Abschriften fremder Kompositionen in der Weimarer Anna Amalia Bibliothek, entstanden wohl zwischen 1698 und 1700, hat für die Bachforschung vor diesem Hintergrund einen viel höheren Stellenwert, als man zunächst annehmen könnte: Bach selbst und vermutlich einer seiner Schüler kopierten im jugendlichen Alter in Tabulaturnotation Orgelwerke von Buxtehude, Pachelbel und Reincken, älterer barocker Meister also, um sie selbst zu spielen und um ihre musikalische Substanz zu erfassen, auf diese Weise also vom Können der Alten zu lernen. Dies zeigt, woran Bach sich als Teenager orientiert, was er genau studiert hat ("Ich habe sehr fleißig sein müssen", gab er als alter Mann, gefragt nach der Provenienz seines Ausnahmekönnens, einmal bescheiden zu Protokoll) und beweist seinen sicheren Zugriff auf erstklassige Literatur. Dieterich Buxtehudes Choralfantasie über "Nun freut euch, lieben Christen", die beiden (bisher unbekannten) Choralbearbeitungen und das Kyrie Johann Pachelbels sowie Johann Adam Reinckens Choralfantasie über "An Wasserflüssen Babylon" sind nämlich erstklassige Exemplare ihrer Gattung, repräsentieren die Kunst der älteren barocken Choralbearbeitung auf hervorragende Weise. Kaum entdeckt, schon eingespielt: Jean-Claude Zehnder, an der Baseler Schola lehrender Spezialist für barocke Orgelmusik, hat die einzigartige Schnitgerorgel in St. Jacobi zu Hamburg für seine Aufnahme der genannten Werke gewählt. Mehr noch als Jean-Claude Zehnders sicher streng quellengestütztes, aber hier und da doch sehr akademisches Spiel faszinieren die Klangfarben dieser einzigartigen historischen Orgel; sie und die Stücke, die Bach als Teenager offenbar geschätzt und bewundert hat, tragen uns zurück in jene Jahre der Entwicklung eines der größten Genies der Musikgeschichte, lassen uns das Hören, was er einst gehört und interpretiert hat – eine faszinierende Zeitreise.

Michael Wersin, 01.09.2007


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