In seiner portugiesischen Heimat ist der Kontrabassist Carlos Bica ein Star und sein Trio Azul, besetzt mit dem Gitarristen Frank Möbus und dem Schlagzeuger Jim Black, ist international geachtet. Auf Enja erschien jetzt die dritte CD des Trios mit dem bekannten Melanie-Titel aus der Hippie-Zeit. Frank Möbus, bei seiner Hausband, dem Berliner "Roten Bereich", durch den Bläser von der Leadstimmführung weitgehend entlastet, spielt in diesem Trio das maßgebliche Melodieinstrument, denn Carlos Bica ist ein Virtuose des eher traditionellen Rollenverständnisses eines Dave Holland oder Jean-Jacques Jenny-Clark. So kann Frank Möbus seiner Liebe zu süffiger Melodieseligkeit frönen - und dabei mit frech-fröhlich verfremdeten Gitarrenrockriffs selbstironisch den Genierlichen geben. Was beim "Roten Bereich" als teutonisch radikale Zerlegetechnik zum Ausweiden bekannter Songs zelebriert wird, vollzieht sich bei Azul als kritisch-empathische Auffächerung des Materials mit südländischer Leichtigkeit und lyrischer Wärme. Die bringt vor allem der Leader ins Spiel, der auch die meisten Titel geschrieben hat. Jim Black ist der kongeniale Schlagzeuger für diese Musik: ob lustvoller Rock-Touch oder westromanisches Flair - immer ist da diese tänzelnde Leichtfüßigkeit, die auf eine Überzahl an Beats pro Sekunde verzichten kann. Die charmant heitere Koketterie mit all den Momenten eines "Folklore Imaginaire" verweist auf einen Traditionsstrang, der in die achtziger Jahre reicht und an die Alma-Latina-Projekte eines Aldo Romano denken lässt. Von Fernen weht uns da eine frühlingslaue Brise an und erfrischet Geist und Sinn.

Thomas Fitterling, 01.09.2007

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