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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Some Of My Best Friends Are … Guitarists

Ray Brown

Telarc/In-Akustik CD-83499
(66 Min., 1/2000, 2/2000) 1 CD

Am 2. Juli hat Ray Brown seinen mit großer Liebe und Könnerschaft gespielten Bass für immer aus der Hand gelegt. Auf über 2000 Alben wurden ein unbeirrbar swingendes Bassfundament, sein warmer Sound und sein ebenso virtuoses wie kreatives Solospiel verewigt. Ray Brown war (zumindest im frühen Bebop und Mainstream) der Bassist der Wahl - etwa für Oscar Peterson, Ella Fitzgerald oder für Norman Granz’ Plattenlables Verve und Pablo.
Hatten viele nur einen Lieblingsbassisten, nämlich ihn, so konnte er bei jedem Instrument auf unzählige Lieblinge verweisen. Da wundert es nicht, dass er, im Alter retrospektiv geworden, mit einer Alben-Serie aufwartete, der eine clevere Idee zu Grunde lag. Unter dem Motto "Some Of My Best Friends Are ..." ließ er für jedes Album führende Vertreter ihres jeweiligen Instruments aufmarschieren. Besonders eindrucksvoll gelang ihm das mit den „Sax Players“, waren doch hier von Benny Carter bis Joshua Redman Vertreter nahezu jeder Saxofonisten-Generation vertreten.
"Some Of My Best Friends Are … Guitarists" entstand im Grunde einige Jahre zu spät: Die für Ray Browns Karriere so wichtigen Gitarren-Freunde Joe Pass und Laurindo Almeida, aber auch Tal Farlow und Freddie Green sind längst nicht mehr unter uns. Und Barney Kessel, der mit Brown und Shelly Manne das wegweisende Trio „Poll Winners“ leitete, ist so krank, dass er weder spielen noch seine Arztrechnungen begleichen kann!
Kein Wunder, dass sich Ray Brown, wie er mir vor ein paar Jahren ebenso humorvoll wie ernsthaft versicherte, vorkam „wie der ausgestorbene Dodo-Vogel“. Die Liste der „übrig Gebliebenen“ ist mit den alten Gefährten Herb Ellis und Kenny Burrell sowie den jüngeren Wegbegleitern Bruce Forman, John Pizzarelli, Ulf Wakenius und Russell Malone immer noch eindrucksvoll genug. Jeder von ihnen passt so gut zum Ray-Brown-Trio, dem der Pianist Geoff Keezer und der Drummer Karriem Riggins angehörten, dass sich meist der Eindruck eines fixen Quartetts einstellt.
Ray Brown tritt das ganze Album über in den Hintergrund, soliert nur an wenigen Stellen und macht im Übrigen, was er sein Leben lang praktiziert hat: so hinreißend begleiten, dass jeder sich so wohl fühlt, dass er sein Bestes geben kann. Das Album hebt eigentlich mit einem Irrtum an: John Pizzarellis hübscher Interpretation von Ellingtons „Just Squeeze Me“, das auf dem Beiheft mit Fats Wallers „Squeeze Me“ verwechselt wurde. Und es endet mit „Soulful Spirit“, Kenny Burrells Verbeugung vor Billy Higgins, die nun auf Browns Schwanengesang unversehens auch als Abschiedslied für Ray Brown zu deuten ist. Er war fürwahr ein „Soulful Spirit“, den wir schmerzlich vermissen werden.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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