"Torch songs" nennen die Amerikaner jene Balladen, die von den eher traurigen, dunklen Aspekten der Liebe künden. Billie Holiday war die unbestrittene Meisterin dieses Genres, offenbarte sie in ihren Interpretationen doch ihre eigenen leidvollen Erfahrungen. Die Meßlatte ist seither denkbar hoch: Authentizität ist gefragt; nichts ist peinlicher und langweiliger als ein künstliches Gejammer oder ein pseudotiefsinniges Säuseln.
Agneta Baumann, die "Sentimental Lady" ist nicht sentimental, sondern (soweit man so etwas überhaupt beurteilen kann) gefühlsecht und in einer von synthetischen Gesangsstars dominierten Zeit eine Wohltat. Dass sie weiß, wovon sie singt, das hört man. Man braucht nicht erst im Beiheft zu lesen, sie habe die Songs bewusst nach Texten ausgesucht, die sie an Situationen aus ihrem Leben erinnern.
Und diese Texte erfüllt sie mit Leben: mit ihrer leicht belegten, sanften Stimme und ihrer in punkto Verständlichkeit exemplarischen Stimme lässt sie nicht nur jedem Ton, sondern auch jedem Wort Gerechtigkeit widerfahren, ja auch den Pausen dazwischen. Wüsste ich nicht, dass Agneta Baumann achtundfünfzig ist, schriebe ich, die großen weißen Sängerinnen à la Chris Connor, June Christy oder Helen Merrill, die vor vierzig, fünfzig Jahren in ähnlichem Terrain überzeugten haben, hätten im fernen Schweden ein würdige Nachfolgerin gefunden. Anfänge mit Abba-Liedern, ein Jahrzehnt Gesangspause nach dem tragischen Tod ihres Mannes - der Durchbruch, wenn es ein internationaler ist, was ihr gewünscht sei, kommt spät.
Der Pianist Gösta Rundqvist und der mit meist Milesischer Gedämpftheit musizierende Trompeter Bosse Broberg begleiteten Agneta Baumann schon auf ihrem vorigen Album und offenbarten beide Male großes Einfühlungsvermögen. Nun ist auch der sensible Bassist Palle Danielsson zur Stelle. Was für ein intimes Album!
Marcus A. Woelfle, 11.07.2002
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