Weihnachtslieder, Spirituals und Gospel mit einem späten Chet Baker. Was könnte das bedeuten? Eine zarte, verletzliche Stimme könnte über einem Streichorchester schweben, „Nobody Knows The Trouble I’ve Seen” könnte eine anrührende biografische Selbstaussage sein. „Stille Nacht“ könnte, von ihm auf der Trompete gehaucht, so still sein, dass man die Schneeflocken fallen hört.
Mit ungeheuren Erwartungen nähert man sich einem Album, das sich zwar immer wieder zu gewissen Höhen aufschwingt (die auch ein schwächelnder Baker stets erreichen konnte), letztlich aber enttäuscht. Ein eigenes Weihnachtsalbum Bakers wäre vielleicht auch ganz anders ausgefallen. Dieses ist aber ein Zufallsprodukt. Sein Freund Christopher Mason, ein passabler Altist, erzählte ihm eines Tages von seinem Plan, mit seinem Trio (Pianist Mike Pellera, Bassist Jim Singleton und Drummer Johnny Vidacovitch) ein entsprechendes Album einzuspielen. Baker hatte Lust einzusteigen, brauchte vielleicht auch nur, wie so oft, dringend Geld, und gesellte sich zu Musikern, die nicht schlecht sind, aber doch weit unter seinem Niveau. Waren sie von der Gegenwart der lebenden Legende eingeschüchtert und unsicher oder auch nur unerfahren? Sie machten das, was der Amerikaner „to play safe“ nennt: Statt alles zu geben und beim Improvisieren Wagnisse einzugehen, spielt man aus Angst vor Ausrutschern in seinen vermeintlich enggesteckten Grenzen. Ihr improvisatorisches Mittelmaß wäre ja noch hingegangen, wenn sie wenigstens für inspirierende Arrangements gesorgt hätten. Wenigstens entrieten sie jeglichen Kitsches. Das ist in diesem Genre auch etwas wert.
Es erstaunt nicht, dass Baker in dieser Umgebung nicht Feuer fing. Er sang nicht, blies lustlos, aber an einigen Stellen eben doch wieder so herzgewinnend, dass man das Album doch behält, statt es Weihnachten Großmuttern unter den Weihnachtsbaum zu legen. Diese Art Jazz verschreckt nicht einmal sie.
Marcus A. Woelfle, 14.12.2000
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Die Klavierkonzerte Nr. 11, 12 und 13 waren Mozarts erste Konzerte, die er nach seinem Umzug von Salzburg nach Wien komponierte. In einem Brief an seinen Vater Leopold beschrieb er sie als „ein glückliches Mittel zwischen zu leicht und zu schwer; sehr brillant, angenehm für das Ohr und natürlich, ohne fade zu sein“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Mozart bereits von seinem dominanten Vater emanzipiert. Sein Ziel war es, mit diesen Stücken das Wiener Publikum zu erobern. Tatsächlich […] mehr