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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wilhelm Friedemann Bach

Konzert für Traversflöte D-Dur, Cembalokonzert e-Moll, Sinfonia d-Moll, Konzert für zwei Cembali Es-Dur

Freiburger Barockorchester, Gottfried von der Goltz

Carus/Note 1 83.304
(75 Min., 2/2002) 1 CD

Gerade in der Phase, in der man die Alte Musik neu zu entdecken begann, kam es gern vor, dass unbekannte "Meisterwerke" des Barock einer wohlverdienten Vergessenheit entrissen und als sensationelle Wiederentdeckungen präsentiert wurden. Mitnichten hier. Drei Solokonzerte und eine Sinfonia von Wilhelm Friedemann Bach vereint diese CD, davon ist das Flötenkonzert zum ersten Mal auf Platte erhältlich und hat auch eine besondere Vorgeschichte.
1999 entdeckten Christoph Wolff und Patricia Grimstedt von der Harvard University das nach dem Zweiten Weltkrieg verschollene Archiv der Sing-Akademie zu Berlin in einem Museum in Kiew. Zwei Jahre später kehrte die etwa 5200 Werke umfassende Sammlung an ihren Ursprungsort zurück. Das Flötenkonzert in D-Dur ist die erste Veröffentlichung aus diesem Schatz, der unter anderem noch Kompositionen von Telemann und Hasse birgt.
Das Freiburger Barockorchester unter Gottfried von der Goltz leistet eine durchweg sehr lebendige Interpretation und geht an die mit vielen solistisch hervorgehobenen Passagen mit den entsprechenden Qualitäten heran. Die Solisten Karl Kaiser (Querflöte), Michael Behringer (Hammerklavier und Cembalo) und Robert Hill (Cembalo) fügen sich gut in das doch relativ komplexe Geschehen ein: Kompositorisch zeigt sich der Erfindungsreichtum Wilhelm Friedemann Bachs eher in der Vielschichtigkeit der Verarbeitung als in der Eingängigkeit der Themen.
Die verhältnismäßig kurze Sinfonia in d-Moll beeindruckt vor allem durch die für Orchstermusik ungewöhnlich strenge Fuga im zweiten und abschließenden Satz, auch wenn sie freilich mehr ein durchgehaltenes Fugato ist. Das Konzert für zwei Cembali und in besonderem Maße das Konzert für Cembalo (hier mit Hammerklavier besetzt) zeigen einen Komponisten, der in seinem Spätwerk zwar äußerlich die Formen wahrt, expressiv aber gerade in den langsamen Sätzen über seine Zeit hinausweist. Natürlich fällt einem hier auch das durch den Roman von Albert Emil Brachvogel romantisch verklärte Schicksal des am Ende seines Lebens so tragisch gescheiterten Wilhelm Friedemann ein. Das sollte aber nicht verdecken, dass er trotz ausbleibenden Erfolgs sich als Komponist beständig steigern konnte.
Bei aller vorhandenen Vielfalt des barocken Schallplattenrepertoires ist diese Aufnahme eine echte Bereicherung.

Matthias Reisner, 01.09.2007


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