Auch im Jazz der klassischen Moderne gibt es immer noch Überraschungen. Der Natur der Sache nach fallen sie nicht spektakulär aus, erfreuen vielmehr mit kenntnisreichen originellen Voicings oder spannender Melodieführung, oft also mit einer Betonung des Kompositorischen. Wenn dabei dieser besondere vitale rhythmische Fluss gegeben ist, der immer noch auf den Namen Swing hört, dann glaubt man gerne an die Aktualität und die Zukunft dieser Musik.
Der Pianist und Komponist David Berkman ist in diesem Sinne ein Hoffnungsträger. Zurückhaltend und sensibel setzt er die pianistischen Mittel des Post-Bop ein und schafft sich und seinem Quartett intelligente Vorlagen, deren Humor sie oft gerade - aber umso wirkungsvoller - vor Verkopfung bewahrt. Für kontrollierte Emotionalität sorgen der Schlagzeuger Nasheet Waits und der Alt- und Sopransaxofonist Dick Oatts - gewissermaßen ein Lee-Konitz-Vitalist auf dem Altinstrument. Unterfüttert wird das Geschehen durch weitschwingende, warmtönende Basslinien Ugonna Okwedos. Zwar verspricht der Titel eine größere Offenheit als die hochintelligent gestalteten Abläufe einlösen; dafür kommt hier auch nichts mit genialistischem Gestus daher, und um poliertes Kunsthandwerk handelt es sich schon gar nicht, doch von höchster neoklassischer Handwerkskunst faszinierender eigener Prägung darf schon gesprochen werden.
Thomas Fitterling, 21.02.2004
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