Konzerte der Sängerin Dee Dee Bridgewater sind ein besonderes Erlebnis. Sie plaudert mit dem Publikum, ja, sie reagiert manchmal sogar im Song auf ihre Zuhörer. Dass sich diese prickelnde Atmosphäre nur mit Kompromissen auf eine CD übertragen lässt, zeigt sich beim Mitschnitt aus dem Jazzclub "Yoshi's" in Oakland, Kalifornien, vom April 1998. Aus dem musikalischen Geschehen allein ist manches Lachen im Saal nicht zu erklären - die Gebärden und Gesten fehlen.
Faszinierend ist, wie souverän Dee Dee Brigdewater das Programm aus Standards absolviert. Sie scattet, sie improvisiert und nimmt in einer wunderbaren Persiflage James Brown's "Sex Machine" aufs Korn. Diesen Titel nutzt sie auch als Anlass, sich von den seit dem Album "Dear Ella" nicht mehr verstummenden Vergleichen mit Ella Fitzgerald zu distanzieren. Im Gegensatz zur 1996 gestorbenen Grand Dame des Jazz hat sie keine Scheu, so ausgiebig zu improvisieren, dass die Songs zwischen fünf und vierzehn Minuten dauern. Andererseits verrät die Art, wie Dee Dee Bridgewater die Texte gestaltet, wie sie scattet und Themen fortspinnt, intensive Ella-Studien.
Doch gerade diese Spannung aus Eigenem und der handwerklichen und künstlerischen Nähe zu Ella Fitzgerald machen Dee Dee Bridgewater zu einer der größten Jazz-Sängerinnen der Gegenwart. Das zeigt sich trotz der fehlenden Optik in diesem Live-Album.

Werner Stiefele, 01.09.2007

---

Diese CD können Sie kaufen bei:

---

---

Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.

---