Naxos Jazz 7 47313 60602 3
(68 Min., 4/1999, 5/1999) 1 CD
Immer noch selten ist, was längst eine Selbstverständlichkeit sein könnte: das vollkommen gleichberechtigte Klaviertrio. Liegt es am Namen des Genres, dass sich Bassist und Schlagzeuger oft immer noch als Rhythmusknechte verdingen müssen? Nein, es ist wohl die stilistische Ausrichtung solcher Besetzungen, die bis ins Zeitalter des modernen Mainstream den Primat des Pianisten unangefochten ließ. Von Vorreitern wie Bill Evans abgesehen, hat erst das freie Solo- und Duospiel unter Einbeziehung bisher vernachlässigter Instrumente, das sich ab den sechziger Jahren zaghaft entwickelte, auch dem Trio auf breiter Front neue Horizonte eröffnet. Nun konnte der Bassist oder der Schlagzeuger mit gleichem Recht als Leader fungieren - falls diese Rolle nicht gleich ganz gestrichen wurde: so beim Trio Friedrich-Hebert-Moreno.
Wie eben angedeutet, heißt "Trio" für Jürgen Friedrich (Klavier), John Hebert (Bass) und Tony Moreno (Schlagzeug) nicht zwingend, das alle drei immer zu hören sein müssen; es heißt noch nicht einmal, dass sie zuerst gemeinsam ein vorher verabredetes Thema vorstellen, über das jeder eine bestimmte Zahl von Chorussen fantasiert, nach denen alle wieder in Eintracht zum Thema zurückfinden. Manchmal gibt es ein solches Thema gar nicht, vielmehr tauchen Melodien und Motive auf ("Surfacing") und verschwinden sogleich wieder, ohne zuvor zu Tode geritten worden zu sein.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Im Hause von Friedrich, Hebert und Moreno geht es nicht postmodern beliebig zu. Weder öffnen sie teuflischen Dissonanzen Tür und Tor, noch lassen sie eine Abordnung harmoniesüchtiger Konsonanzen ein. Hier lassen sich vielmehr drei kollegial gesinnte Musiker bei der Arbeit belauschen, die jederzeit die Überraschung und den Zufall als willkommene Gäste in ihrer Mitte begrüßen.
Mátyás Kiss, 09.11.2000
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