Auf offener Bühne gerät ein Konzert einer Bebop-Band mitunter zu einer Wettkampfveranstaltung, vor allem dann, wenn es sich um größere Ensembles handelt, in denen die verschiedenen Blasinstrumente gleich mehrfach vertreten sind. John Birks Gillespie nannten sie nicht ohne Grund "Dizzy", und zu Lebzeiten hat er immer wieder den instrumentensportlichen Anreiz gesucht und dabei auch seiner Liebe zur Big Band gefrönt, man denke nur an sein United Nations Orchestra.
In der Nachfolge dieser Band haben sich unter der Leitung des Trompeters und Gillespie-Zöglings Jon Faddis neunzehn Musiker zu der Dizzy Gillespie Alumni Big Band zusammengeschlossen. Die Band trägt den Namen zu Recht, denn tatsächlich haben die prominenten Saxofonisten James Moody, Jimmy Heath und Frank Wess mit Gillespie ebenso gespielt wie der Trompeter Claudio Roditi und der Posaunist Slide Hampton.
Doch bei aller Prominenz der Mitglieder haftet diesem Klangkörper auf dieser Live-Aufnahme etwas kraftmeierisch Schwerfälliges an. Sind es die etwas ellenbogenhaften Arrangements der alten Bebop-Schlachtgesänge? Ist es der konturenlos wummernde E-Bass? Oder liegt es am lustvoll machohaften Kräftemessen der Trompeter? Wie dem auch sei, es gibt auch durchaus musikalisch Hinreißendes zu entdecken, die Beiträge der Pianistin Renee Rosness etwa oder die Soli des lange der Szene zwangsenthaltenen Jimmy Heath.

Thomas Fitterling, 01.09.2007

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