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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Newer Than New

Barry Harris

Riverside/ZYX OJCCD-1062-2
(40 Min., 9/1961) 1 CD

"Newer Than New" - was für ein Titel für 1961; dazu die "psychedelisch" verzerrten Gestalten auf dem Titelbild! In jenem Jahr werden der Free Jazz Ornette Colemans, John Coltranes neues Quartett, die Innovationen Eric Dolphys und George Russells diskutiert. Und selbst außerhalb der eigentlichen Avantgarde geschieht unglaublich viel Neues: Roland Kirk blies gleichzeitig auf mehreren Instrumenten, Bill Evans setzte neue Standards für das Zusammenspiel im Klaviertrio. (Wie wird 2001 im Vergleich dazu abschneiden?) Und da kommt Barry Harris, damals wie heute einer der vorzüglichsten Pianisten der Bud-Powell-Nachfolge, und liefert mitten in dieser Umbruchszeit unter absichtsvoll falscher Flagge: ein reines Bebop-Album. Welche feine Ironie!
Bebop ohne Hardbop-Elemente, ohne modisches Soul-Feeling, ohne modale oder freie Einsprengsel musste 1961 wohl stockkonservativ erscheinen. Parker, Gillespie, Powell stehen Pate. Kompositorisch erinnert Harris auch an die elegante Feder des Bebop-Lyrikers Tadd Dameron. "Mucho Dinero" könnte als Zugeständnis an die damalige Latin-Mode gedeutet werden, steht aber in der Tradition der South-of-the-Border-Aufnahmen Birds. "Burgundy" erinnert zunächst harmonisch an "Out Of Nowhere", nimmt aber dann einen anderen Verlauf. Schon damals klang nichts daran neuartig - und doch klingt alles so frisch, als wäre das Album gestern eingespielt worden. Lebendiger boppt man heute auch nicht, eher im Gegenteil.
Und doch hätten diese Aufnahmen nicht zehn Jahre früher entstanden sein können. Man hört es an vielen Details, die zeigen, dass sich der Bebop im Laufe der Jahre nicht nur kodifiziert, sondern auch weiterentwickelt hatte. Clifford Jarvis beeindruckendes Drumming etwa setzt Roy Haynes, Philly Joe Jones, wenn nicht sogar Billy Higgins voraus.
"Neu" waren der stark von Gillespie beeinflusste Trompeter Lonnie Hillyer und der besser bekannte Altist Charles McPherson (beide sind Jazzfans vielleicht im Zusammenhang mit Charles Mingus ein Begriff). Beide Musiker stammen wie der Bassist Ernie Farrow und wie Harris selbst aus der fruchtbaren Detroiter Jazz-Szene und sind ebenfalls des Wiederentdeckens wert. Ein Album von zeitloser Qualität.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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