Deutsche Grammophon 469 519-2
(77 Min., 10/2000) 1 CD
Diese Einspielung ist ein Konzertmitschnitt, und da verzeiht man manches: Zum Beispiel den leicht verwackelten Einsatz am Beginn, der sicher unter Studiobedingungen so nicht auf CD gekommen wäre, ein nicht ganz sauberer Trompeteneinsatz im "Sonnenuntergang" und andere kleine Verwacklungen. Dafür entschädigt die CD mit einer exzellenten Durchhörbarkeit der sehr komplexen Partitur.
Selten habe ich eine Aufnahme erlebt, in der sich das dicke Rumoren der verschiedenen Streichergruppen in der "Nacht" zu Beginn so klar in die verschiedenen Linien aufspaltet; auch der höchst raffiniert orchestrierte Wasserfall zerfällt in seine vielen Instrumentationsebenen. Diese Transparenz kann man aber auch ein bisschen als "Entzauberung" auffassen.
In manchen Passagen überrascht Thielemann mit eigenen Tempovorstellungen; so legt er am Ende der Gipfelpassage (vor der "Vision") eine hohe Geschwindigkeit an den Tag, die man wohl nur mit den Wiener Philharmonikern verwirklichen kann, denn besonders für die in dem Stück sowieso stark strapazierten Hörner gilt es hier, extrem Virtuoses zu leisten. Der Wiener Streicherklang bereitet in vielen Passagen Höchstgenuss.
Die Rosenkavalier-Suite, in diesem Programm fast eine Zugabe, leitet der als so preußisch streng apostrofierte Thielemann mit Wienerischem Scharm.
Oliver Buslau, 12.05.2001
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